Die nächste Pandemie kommt bestimmt. Deutschland müsse sich darauf besser vorbereiten, fordert die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Sie sieht die Wissenschaft gefragt.
In der Debatte um die Corona-Politik der vergangenen Jahre sieht die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) weiterhin hohen Forschungsbedarf mit Blick auf mögliche weitere Pandemien. “Um noch besser auf künftige Krisen vorbereitet zu sein, sind eine systematische und wissenschaftsgeleitete Aufarbeitung der Pandemie und Pandemiemaßnahmen sowie der Rolle der Wissenschaft dringend notwendig”, heißt es in einem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Abschlussbericht der DFG-Kommission für Pandemieforschung.
Als besonders wichtig sehen die 21 Expertinnen und Experten des Gremiums eine stärkere Verbindung zwischen der Grundlagenforschung und der Public-Health-Forschung an. Erhebliche Forschungsdefizite gebe es zu den Langzeitfolgen von Covid-Infektionen. Auch hinsichtlich der ökologischen Langzeitfolgen und der Schäden durch die Pandemie auch an Umwelt und Tieren sowie allgemein zum Zusammenhang von Biodiversität und menschlicher Gesundheit im Lichte der Pandemie besteht für die Kommission weiterer Forschungsbedarf. Großer Handlungsbedarf wird schließlich auch bei der Übersetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in konkrete gesundheitsbezogene Maßnahmen ausgemacht.
Deutschland brauche dauerhafte und unabhängige Netzwerke von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Disziplinen, um das Vertrauen zwischen Gesellschaft, Politik und Wissenschaft weiter zu stärken, erklärte DFG-Präsidentin Katja Becker, die die Kommission geleitet hatte. Solche Netzwerke müssten bereits vor einer kommenden Krise aufgebaut werden.
Die DFG hatte die unabhängig von der Politik arbeitende Kommission Mitte 2020 eingesetzt. Sie bezog dabei neben der medizinischen und epidemiologischen Perspektive auch mathematisch-naturwissenschaftliche, technische, rechtliche, soziale, psychologische und historische Aspekte mit ein. Die 21 Kommissionsmitglieder trafen sich zu 26 Sitzungen. Unter anderem veröffentlichte sie wissenschaftliche Stellungnahmen zur Impfung gegen Covid-19, zur Ausbreitung von Sars-Cov-2-Viren durch Aerosole, zum Long-Covid-Syndrom oder zum Einsatz von Gesundheitsdaten.