Rechtspopulistische und rechtsextreme Aktivitäten und Einflussnahmen auf die bayerische Gesellschaft haben nach Einschätzung der Politologin Clarissa Rudolph in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. So seien beispielsweise nicht nur soziale Medien ein wichtiges Mittel, mit dem extrem rechte Akteure versuchen, Einfluss zu nehmen, sagte Rudolph dem Evangelischen Pressedienst (epd). Auch die soziale Arbeit, die im Bereich marginalisierter Gruppen aktiv sei, gehöre oft zu den Zielgruppen der extremen Rechten. „Überall dort, wo es vulnerable Gruppen gibt, existieren Ansatzpunkte für die extremen Rechten“, sagte die Wissenschaftlerin.
Rechtsextremismus sei keine einfache Bewegung oder Partei, „sondern ein komplexes Phänomen mit ganz unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren, die auf unterschiedliche Art und Weise agieren“. Um die Strategien und Ausprägungen der extremen Rechten in Bayern unter die Lupe zu nehmen, habe sich der „Forschungsverbund für Gegenwartsanalysen, Erinnerungspraxis und Gegenstrategien zum Rechtsextremismus in Bayern“ (ForGeRex) gegründet und werde vom bayerischen Wissenschaftsministerium gefördert, erläuterte Rudolph, die eine der beiden Sprecherinnen ist und in Regensburg an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) unterrichtet.
In neun Teilprojekten werde bis Ende 2027 an den Hochschulen und Universitäten Bayerns untersucht, wie infiltriert die bayerische Gesellschaft bereits vom Rechtsextremismus ist, sagte Rudolph. „Das ist unsere These, dass es diese Infiltration gibt“, sagte sie. Die Forschenden wollen unter anderem auch die Bilder und Narrative der extremen Rechten untersuchen und aufzeigen, wie damit Diskursverschiebungen in Politik und Zivilgesellschaft möglich wurden und werden. Als Beispiel nannte sie die Migrationsdebatte.
Es sei zu begrüßen, dass der Verfassungsschutz die Gefahr des Rechtsextremismus erkannt habe, sagte Rudolph. „Aber es ist nicht nur ein sicherheitspolitisches Problem, sondern es ist ein Problem, das in allen gesellschaftlichen Bereichen relevant ist“. (00/3007/10.10.2024)