Angesichts einer Zunahme von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus hat der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski (CDU), die Bedeutung von interreligiösem Dialog und Begegnung hervorgehoben. „In der persönlichen Begegnung kann es am besten gelingen, Vorurteile abzubauen, Unwissen zu verhindern, Gemeinsamkeiten zu entdecken und Vertrauen aufzubauen“, sagte der für Religionsgemeinschaften zuständige Minister am Dienstagabend in Düsseldorf. In einem Festakt würdigte er den interreligiösen Verein „begegnen“ zu dessen fünfjährigem Bestehen.
Der Verein bringe etwa durch Begegnungsreisen Menschen christlichen, jüdischen und muslimischen Glaubens zusammen, um mit ihnen das Zusammenleben in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu reflektieren, lobt der CDU-Politiker laut Redetext. Angesichts der Polarisierung etwa im Blick auf den Nahostkonflikt sei dies „wichtiger denn je“. Hilfreich seien auch Wissensvermittlung und eine differenzierte, faktenbasierte Kommunikation. Hier spielten Universitäten und Dialog-Initiativen der Kirchen eine Rolle, aber auch der bekenntnisorientierte islamische Religionsunterricht von in Deutschland ausgebildeten Lehrkräften.
Liminski verteidigte seine Teilnahme an der Feier zum 40. Jubiläum des eng mit der türkischen Religionsbehörde verbundenen Islamverbands Ditib am 26. Oktober in Siegburg, die in konservativen und rechtspopulistischen Medien teils scharf kritisiert worden war. Es brauche ernsthaften Dialog, auch und gerade in kritischen Fragen, betonte er. Belehrungen und Beschimpfungen von außen seien „Maulheldentum“. In seiner Rede in Siegburg vor über tausend Vertretern von Moscheegemeinden habe er klar beim Namen genannt, dass es auch in Ditib-Gemeinden bis heute Antisemitismus und politische Einflussnahme, Hetze gegen Minderheiten und Denunziation gebe.
Kritisch äußerte sich Liminski zur Ankündigung der Ditib, rechtliche Schritte gegen die Zeitung „Die Welt“ wegen deren Berichterstattung über die Jubiläumsfeier des Verbands zu prüfen. „Meinungs- und Pressefreiheit sind unverhandelbare Grundsätze unserer Demokratie“, unterstrich der nordrhein-westfälische Medienminister. „Dazu gehört, Kritik auszuhalten. Das gilt auch für den Medienminister. Und es gilt auch für die DITIB.“
Der Verein begegnen e.V. kündigte an, seine interreligiösen Begegnungsangebote und Netzwerke weiter auszubauen und den interreligiösen Dialog sowie den Einsatz gegen Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz zu stärken. Seit der Gründung sei es nie wichtiger gewesen, Begegnungen zu suchen und einen interreligiösen und interkulturellen Dialog zu führen, erklärte Vorstandsmitglied Irith Michelsohn, die auch Vorsitzende der Union progressiver Juden in Deutschland ist, vorab.