In der Passionszeit steht uns Jesus Christus als der große Schmerzensmann vor Augen: In seinem Leidensweg ist alles eingeschlossen, was Menschen erleben an Not und Tod, an Unrecht und Gewalt. In seinem Kreuzestod nimmt er alles menschliche Fehlverhalten auf sich, das solches Leiden hervorbringt, und solidarisiert sich mit den Opfern.
Wenn wir uns Passion und Kreuzigung Christi in diesen Wochen vergegenwärtigen, dann sollen wir auch die Anklage gegen die allgegenwärtige Gewalt wahrnehmen und uns an Jesu Seite stellen, indem wir uns für all jene einsetzen, die heute unter Unrecht und Gewalt leiden. Lassen Sie uns ihnen in der Passionszeit besonders nah sein: mit unseren Gebeten, mit finanzieller und tätiger Hilfe für Opfer und kräftigem Widerspruch gegen Geist und Praxis der Gewalt.
Aktuelle Not sehen wir zum Beispiel in Syrien. Der Krieg dort geht nun bald ins achte Jahr – er hat die gesamte Region erfasst, fast eine halbe Million Menschen gelten als tot oder vermisst. Mehr als sechs Millionen sind intern Vertriebene, fast fünf Millionen sind in die Nachbarländer geflüchtet. Abertausende Familien mussten alles zurücklassen, um ihr Leben zu retten. Die Versorgungslage ist in vielen Gebieten prekär, das Bildungs- und das Gesundheitswesen liegen am Boden und stehen, wenn überhaupt, oft nur zahlungskräftigen Personen zur Verfügung. Ein Großteil des Wohnraums und der Handels- und Wirtschaftsinfrastruktur sind zerstört. Deshalb ist der Bedarf an humanitärer Hilfe gewaltig – weit höher als bisher Mittel zur Verfügung stehen.
In manchen Regionen Syriens muss damit begonnen werden, jenen Menschen zur Seite zu stehen, die in ihre Heimatorte zurückkehren. Wohnhäuser und soziale Einrichtungen – wovon viele von den christlichen Kirchen getragen werden – müssen repariert werden, als ein Hoffnungszeichen für die Zukunft. Daneben brauchen Syrerinnen und Syrer Unterstützung dabei, ihre wirtschaftliche Zukunft wieder selbst in die Hand zu nehmen. Die Diakonie Katastrophenhilfe will dabei helfen, Ladenflächen herzurichten und Werkzeuge und Arbeitsmaterialen anzuschaffen.Wie überall auf der Welt wollen die Menschen nichts lieber, als herauszukommen aus der Bedürftigkeit und wieder eigenverantwortlich ihr Leben zu gestalten – dies erfahren sie als ein zentrales Element zur Stärkung ihrer eigenen Würde.
Diese Hoffnungszeichen brauchen besonders ethnische und religiöse Minderheiten, die unter großem Verfolgungs- und Vertreibungsdruck standen und deren jahrhundertealten Siedlungsgebiete besonders massiv zerstört wurden. Dazu gehören vor allem auch Christen verschiedener Konfessionen, ohne die eine tolerante, vielfältige und friedensfähige Gesellschaft in Syrien kaum vorstellbar ist, von denen aber umgekehrt ohne Ermutigung und Unterstützung viele keine Perspektive in der Region mehr für sich sehen. Die Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen verschiedener christlicher Kirchen hatten – und haben in sehr eingeschränktem Maße immer noch – eine wichtige Rolle in der sozialen Versorgung aller Menschen ihrer Region und müssen dringend wieder aufgebaut werden.
Die Diakonie Katastrophenhilfe richtet in der Passionszeit 2018 bewusst den Blick auf Syrien und Nachbarländer, in denen syrische Flüchtlinge in großer Zahl vorübergehend Aufnahme gefunden haben. Zu jedem Sonntag in der Passionszeit wird der Fokus auf ein anderes dieser Länder gelegt und Fürbitten und Informationen dazu angeboten. Dabei begegnen uns Schmerzenskinder, Schmerzensfrauen und Schmerzensmänner unserer Zeit – Menschen, mit denen sich Jesus Christus in seiner Passion gleichgemacht hat. Wie unsere Vorfahren Bildstöcke zur Betrachtung des Leidensweges Christi und Aufruf zur Reue und Umkehr zu ihm aufgerichtet haben, stellen wir Ihnen heutige Leidenswege vor Augen.
Die Passionszeit nehmen viele Christinnen und Christen heute auch wieder zum Anlass für eine Fastenzeit, einen bewussten Verzicht auf den Konsum und Verzehr bestimmter Güter. Wir möchten Sie anregen, das durch die Selbstbeschränkung eingesparte Geld bewusst zu kalkulieren und beiseite zu legen und am Ende der Passionszeit zu spenden.
Herzlich bitten wir Sie um Ihre Fürbitte für die Opfer von Gewalt und Vertreibung in Syrien und für Friedenslösungen in der Region! Und wir bitten Sie um Ihr Fastenopfer und Ihre Spende, damit unsere Hilfe für sie weiterhin geleistet werden kann.
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Fasten für mehr Hoffnung
Die Diakonie Katastrophenhilfe ruft in der Passionszeit zur Selbstbeschränkung auf. Mit dem gesparten Geld können syrische Flüchtlinge unterstützt werden

Christoph Püschner/Diakonie Kat