Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hält an Überlegungen für Asylverfahren in Ländern außerhalb der Europäischen Union (EU) fest. Die Prüfung, „ob Asylverfahren auch rechtsstaatkonform in Drittstaaten möglich sind, werden wir gemeinsam mit Migrationsexperten und Juristen intensiv fortsetzen“, sagte die SPD-Politikerin dem Spiegel. Vorstellbar seien „engere Kooperationen vor allem mit den Staaten, die an den Fluchtrouten liegen und Menschenrechte wahren“.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kommt am Mittwochnachmittag in Berlin mit den Regierungschefinnen und -chefs der Bundesländer zu Beratungen über die Flüchtlingspolitik zusammen. Konkret dürfte es bei dem Treffen unter anderem um die Bezahlkarte für Flüchtlinge gehen, über die Bund und Länder jüngst gerungen hatten. Inzwischen sind sie aber einen Schritt weiter, eine Bundesgesetzgebung wurde angestoßen. Ein Bund-Länder-Beschluss vom vergangenen November sieht die Einführung einer möglichst einheitlichen Bezahlkarte vor, die Geldleistungen an Asylbewerber ersetzen und Überweisungen an die Familie im Herkunftsland verhindern soll.
Asylverfahren: Schnellere Abschiebungen angestrebt
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, die Ministerpräsidentenkonferenz im November habe „weitgehende Regelungen getroffen, um irreguläre Migration zu begrenzen, eine gerechtere Verteilung in Europa zu erreichen und Deutschland damit zu entlasten“. Sehr vieles sei bereits umgesetzt. Dreyer nannte unter anderem die Gesetzgebung für schnellere Abschiebungen und Kontrollen an den EU-Binnengrenzen, aber auch die noch andauernden Beratungen zur Einführung der Bezahlkarte.
Die Bundesregierung hat bei der #Bezahlkarte um genaue Prüfung im Bundestag gebeten. Das ist gut.
Essen in der Mensa, Bustickets ohne Kartenlesegerät kaufen oder Scond-Hand-Kinderklamotten. All das ist wichtig, gerade wenn Menschen dauerhaft hier leben.
Wir nehmen das ernst. pic.twitter.com/kIEaqeAJwH
— Andreas Audretsch (@AnAudretsch) March 4, 2024
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erklärte dagegen, viele Verabredungen vom November seien noch nicht umgesetzt worden. „Deswegen wäre für mich heute wichtig zu erfahren, wie die Bundesregierung an den Themen arbeitet“, sagte er im ZDF-„Morgenmagazin“ Allein im Januar seien 28.000 Asylbewerber nach Deutschland gekommen, obwohl in den Wintermonaten für gewöhnlich weniger Menschen nach Deutschland kämen. „Der Druck bleibt unglaublich groß.“
Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte, nur noch diejenigen Asylbewerber auf die Kommunen zu verteilen, die eine gesicherte Bleibeperspektive haben. Städte und Gemeinden seien bei der Versorgung der Geflüchteten an der Belastungsgrenze, sagte Hauptgeschäftsführer André Berghegger der Augsburger Allgemeinen.
Diakonie fordert neue Asylpolitik
Außerdem brauche es eine soziale Infrastruktur, damit Kinder sich schnell integrieren und Eltern Integrationskurse besuchen oder einer Arbeit nachgehen könnten, fügte Berghegger hinzu: „Asylbewerber mit Bleibeperspektive sollen möglichst schnell nach ihrer Ankunft in den Arbeitsmarkt vermittelt werden.“