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Experte warnt Medien vor Instrumentalisierung durch die AfD

Extremismus-Experte Olaf Sundermeyer fordert Redaktionen zu einem souveräneren Umgang mit der Partei auf. Die Medienfeindlichkeit der AfD und deren aggressives Auftreten dürften nicht zu “Beißhemmungen” führen.

Extremismus-Experte Olaf Sundermeyer fordert alle Medien dazu auf, sich nicht von der AfD instrumentalisieren zu lassen. Außerdem sollten Redaktionen die Arbeit der Partei auf lokaler Ebene stärker in den Blick nehmen, sagte er im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “Die AfD versteht die Gesetzmäßigkeiten, wie der Medienmarkt funktioniert. Leider springen da immer noch viele Medien drauf an”, so Sundermeyer, der für die Recherche-Redaktion RBB 24 des Rundfunks Berlin-Brandenburg arbeitet.

Gerade weil es sich um eine “im Kern rechtsextremistische Partei” handele, sei es wichtig, ihre Ziele, ihre Strategien und ihr Personal umfassend zu beobachten und darzustellen, so der Fachmann weiter: “Die AfD ist flächendeckend im Osten die stärkste Kraft in den Kommunalparlamenten. Meine große Sorge ist, dass viele Kolleginnen und Kollegen hier Beißhemmungen entwickeln.”

Die Feindlichkeit der AfD gegenüber Medienvertretern sorge schon jetzt dafür, “dass vieles von dem, was die AfD im Lokalen so treibt, kaum Widerhall in der Öffentlichkeit findet”. Gleichzeitig versuche die Partei, die Arbeit der Medien einzuschränken und zu kontrollieren. Auf Parteitagen müssten Journalisten in einem abgesperrten Medienbereich bleiben.

“Das machen inzwischen die meisten AfD-Landesverbände so. Das ist klar eine Verhinderung von aktiver Pressearbeit, vor allen Dingen von Recherche”, kritisierte Sundermeyer: “Hier sollten die Redaktionen souveräner rangehen und sagen: Wenn ihr uns nicht aktiv dabeihaben wollt, dann entscheiden wir einfach mal, euch auch nicht in dieser Form stattfinden zu lassen.”

Medien sollten stärker als bisher auch versuchen, ihre Teilnahme an Veranstaltungen der Partei einzuklagen, fügte der Journalist hinzu mit Blick auf den Versuch des AfD-Landesverbands Thüringen, bestimmte Medien von seiner Wahlparty auszuschließen. Als diese dann vor dem Landgericht Erfurt ihr Recht auf Teilnahme erstritten hatten, lud die AfD alle Medien von der Veranstaltung aus. “Der Landesverband in Thüringen ist schon sehr speziell”, so Sundermeyer – und der Landesvorsitzende Björn Höcke “macht nur Medienarbeit, die ihm nutzt”.

Der RBB-Journalist arbeitet seit Jahren zu Themen wie Rechtsextremismus, Innere Sicherheit und Clan-Kriminalität. 2018 erschien seine Biografie “Gauland. Die Rache des alten Mannes” über den AfD-Politiker und heutigen Ehrenvorsitzenden Alexander Gauland.