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Sommerinterviews: Politikberater sieht geringen Neuigkeitswert

Der Politikberater Johannes Hillje kritisiert Sommerinterviews als verpasste Chance – mehr Bürgerbeteiligung und langfristige Visionen könnten neue Impulse geben.

ARD-Sommerinterview mit Lars Klingbeil (Archivbild)
ARD-Sommerinterview mit Lars Klingbeil (Archivbild)Imago / Metodi Popow

Die Sommerinterviews der öffentlich-rechtlichen Sender haben nach Worten des Politikberaters Johannes Hillje in der Vergangenheit nicht mehr Neuigkeitswert als “Tatort”-Wiederholungen gehabt. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) kritisierte Hillje die Interviews mit den Vorsitzenden der großen Parteien als langweilig und als verpasste Chance.

ARD und ZDF starten am Sonntag in ihre Sommerinterviews. Im Ersten ist zum Auftakt Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu Gast, das ZDF beginnt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Dass vor allem Spitzenpolitiker zu Gast seien, findet Hillje gerechtfertigt: “Nachvollziehbare Kriterien für die Auswahl der Gesprächspartner ist bei politischen Formaten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk schon wichtig.” Dass aber immer dieselben Politiker mit denselben Journalisten sprächen, langweile viele Menschen, so Hillje. Zumal ohnehin viele Menschen im Sommerurlaub weniger politische Nachrichten konsumieren wollten.

Mehr Zuschauerbeteiligungen bei Sommerinterviews

Zu oft unterscheiden sich die Gespräche dem Politikberater zufolge aber nicht von üblichen Interviews während des Normalbetriebs: “Die Sommerpause der Institutionen bietet ja die Gelegenheit, in Ruhe die größeren Linien der Politik zu diskutieren.” Man könne Politiker beispielsweise nach längerfristigen Visionen für Deutschland und Europa befragen, so Hillje. Das passiere aber nicht.

Stattdessen wünscht Hillje sich mehr Beteiligung von Zuschauern: “Vor der Bundestagswahl waren die interessantesten Formate die mit direkter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern.” So hätten beispielsweise “pampige Reaktionen” von AfD-Chefin Alice Weidel auf manche Bürgerfragen sehr aufschlussreich gezeigt, wie es um die Bürgernähe ihrer Partei bestellt sei, so Hillje. Er schlägt vor, im Vorfeld eines Interviews Menschen aus Betrieben und Vereinen der Heimatregion der Politiker zu befragen und deren Stimmen in die Interviews zu integrieren.