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Ex-Politiker warnen vor Kürzungen in Entwicklungshilfe

Die Ampelregierung will bei Entwicklungshilfe stark kürzen. Das kritisieren mehrere frühere Bundespolitiker in einem Appell – und stellen eine Forderung auf.

Ein afrikanischer Bauer im Kongo installiert eine Solaranlage
Ein afrikanischer Bauer im Kongo installiert eine SolaranlageImago / Photothek

Vor der am Freitag beginnenden Münchner Sicherheitskonferenz warnen namhafte frühere Bundespolitiker und weitere Prominente die Bundesregierung in einem parteiübergreifenden Appell vor weiteren Kürzungen in der Entwicklungshilfe. “Sicherheit in Deutschland und der Welt beruht neben Investitionen in die Verteidigungsfähigkeit genauso auf Investitionen in die globale Entwicklung”, heißt es in dem Schreiben, über das der Spiegel berichtet.

Zu den Unterzeichnern gehören der frühere Bundespräsident Horst Köhler (CDU), der einstige Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), die frühere Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), Ex-Vizekanzler und -Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) sowie die früheren Entwicklungsminister Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) und Gerd Müller (CSU). Auch Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, sowie die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, haben den Appell unterschrieben. Initiiert wurde er laut Spiegel von Stephan Exo-Kreischer, Europadirektor der Entwicklungsorganisation One.

“Deutschland spielt Schlüsselrolle”

Die Unterzeichner fordern von der Bundesregierung, neben dem Zweiprozent-Ziel für Verteidigungsausgaben auch die bei den Vereinten Nationen vereinbarte Oda-Quote einzuhalten. Sie sieht Ausgaben für Entwicklungshilfe in Höhe von 0,7 Prozent der nationalen Wirtschaftsleistung vor.

“Armut, Hunger und der Klimawandel müssen aktiv bekämpft und mehr Mittel in Bildung und Gesundheit investiert werden, insbesondere in Ländern des Globalen Südens”, heißt es in dem Aufruf. Deutschland spiele hier eine Schlüsselrolle und müsse weiter seine internationale Verantwortung wahrnehmen.

Besorgt zeigen sich die Autoren über die jüngsten Streichungen in der Entwicklungszusammenarbeit. “Wir fordern eine Rückkehr zum 0,7-Prozent-Ziel und eine Aufstockung des Entwicklungsbudgets”, schreiben sie. Andernfalls drohten Rückschritte, die weltweit Menschenleben und Wohlstand gefährdeten.

Etat um zwei Milliarden gekürzt

Bei der Aufstellung des Haushalts für das laufende Jahr hatte die Regierungskoalition ihr Entwicklungsbudget um rund zwei Milliarden Euro gekürzt. Davon entfallen 940 Millionen Euro auf das Entwicklungsministerium, 770 Millionen Euro auf den Etat des Auswärtigen Amts und 200 Millionen Euro auf den Etat des Wirtschaftsministeriums.

Wie der Spiegel weiter berichtet, rechnet die Bundesregierung nicht damit, dass sie in diesem Jahr die 0,7-Prozent-Quote einhalten kann. Das gehe aus einer Vorlage des Finanzministeriums an den Haushaltsausschuss des Bundestags hervor. 2023 lag der Bund leicht oberhalb der 0,7-Prozent-Marke. Inbegriffen waren da auch Kosten für Geflüchtete in Deutschland.

In ihrem Koalitionsvertrag hatten sich die Regierungsparteien verpflichtet, die Oda-Quote einzuhalten. Sie koppelte die Ausgaben für Entwicklung sogar an jene für Verteidigung. Erstere sollten “im Maßstab eins-zu-eins wie die Ausgaben für Verteidigung steigen”. Doch mit Beginn des Ukrainekriegs und der von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ausgerufenen Zeitenwende war dieser Vorsatz obsolet.