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Ethikerin zur Eizellspende – nicht nur der Kinderwunsch wichtig

Ein Kind um jeden Preis? Ethikerin und Biologin Sigrid Graumann sieht den FDP-Vorstoß zur Legalisierung von Eizellenspenden kritisch – nicht allein die Perspektive der Kinderwunschpaare sei entscheidend.

Sozialethikerin und Biologin Sigrid Graumann warnt in der Debatte um eine Legalisierung der Eizellspende in Deutschland vor dem Ausnutzen der Spenderinnen. “Von Seiten der FDP wird einseitig nur die Perspektive der Kinderwunschpaare in den Blick genommen”, sagte Graumann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Freitag in Berlin. Diese Haltung entspreche “nicht gerade dem Kommissionsbericht”. Die FDP hatte am Donnerstag in der “Welt” angekündigt, im Bundestag eine fraktionsübergreifende Initiative zur Legalisierung von Eizellenspenden zu starten.

Graumann ist Mitglied der Kommission, die die Bedingungen einer Neuregelung für die Bundesregierung ausloten sollte; die Kommission hatte im April eine Empfehlung vorgelegt. Eine gesetzliche Grundlage müsse sicherstellen, dass Freiwilligkeit, Selbstbestimmung und Gesundheit der Spenderin und das Kindeswohl gewährleistet würden, heißt es darin.

“Wenn eine Legalisierung der Eizellspende erwogen wird, müssten auch der Schutz der Rechte der Spenderinnen, die gesundheitliche Risiken in Kauf nehmen und vor Ausbeutung geschützt werden müssen, sowie der Kinder, die Anspruch auf Kenntnis ihrer Herkunft haben, gesichert sein”, so Graumann. “Das Ergebnis einer solchen Abwägung könnte durchaus auch ein Verbot der Eizellspende sein – wenn dies für den Schutz der Rechte der Kinder und der potenziellen Spenderinnen oder die Abwehr von Missbrauch erforderlich ist.”

Weiter sagte Graumann, sie fände es widersprüchlich, dass die FDP am strafrechtlichen Verbot des Schwangerschaftsabbruchs festhalte, aber die Eizellspende legalisieren wolle. “Offenbar geht es nicht um das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen, sondern um die Lobby-Interessen der Kinderwunschzentren.”

Es gebe “eine Anspruchshaltung, einen Anspruch auf das eigene Kind zu dem Zeitpunkt, zu dem ich das möchte und zu den Bedingungen, die ich setze”, so die Rektorin der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum in einem KNA-Gespräch. Dieser Anspruch entstehe in Wechselwirkung mit Angeboten auf kommerzialisierter Basis. Die Interessen der durchkommerzialisierten Fortpflanzungsmedizin seien stärker als die Interessen der Spenderinnen und ihr Schutz auf körperliche Integrität.

Um eine Eizellspende möglich zu machen, sei etwa die Behandlung mit Hormonen zur Stimulation der Eizellen nötig, dann müssten diese unter Vollnarkose entnommen werden. “Dabei handelt es sich immer um einen medizinischen Eingriff, der fremdnützig ist: Er dient nicht der Eizellenspenderin, sondern dem Kinderwunschpaar”, so die Biologin.