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Erziehungsforscher: Ankommen in der Schule braucht Zeit

In Niedersachsen und Bremen stehen die Einschulungen bevor. Für Kinder wie Eltern sei das ein bedeutender Tag, sagte der Osnabrücker Erziehungswissenschaftler Dominik Krinninger im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Es geht ums Großwerden.“ Die meisten Kinder freuten sich auf die Schule und fieberten den ersten Tagen dort entgegen.

Für seine Forschungen hat der Professor mit dem Schwerpunkt pädagogische Kindheits- und Familienforschung an der Uni Osnabrück vor einigen Jahren zwölf Familien intensiv in dieser Phase begleitet. Bis die Kinder wirklich in der Schule angekommen sind, brauche es Zeit, sagte er. „Da geht es darum, Freundinnen und Freunde zu finden, eine Beziehung zu den Lehrkräften aufzubauen und sich am neuen Ort zurechtzufinden.“

Anders als in der Kita, in der meistens spielerisch gelernt werde, gebe es an der Schule Fächer und einen verbindlicheren Ablauf. „Die Schulen sollten dabei auch Zeit für die soziale Seite einräumen“, rät Krinninger. Sie sollten so den Kindern ermöglichen, einander kennenzulernen. „Die Schule soll ein Ort sein, an den man sich später gern zurückerinnert.“

Eltern empfiehlt er in der Zeit des Übergangs Gelassenheit. „Wenn es in den ersten Wochen mal knirscht, die Kinder ihre Lehrer nicht verstanden haben oder mit den Hausaufgaben etwas schiefgeht, sollten sie sich nicht gleich aus der Ruhe bringen lassen.“ Zugleich sollten sie aber ihre Kinder aktiv begleiten. „Auf dem Schulweg ist das offensichtlich für die Sicherheit wichtig“, sagte Krinninger. „Aber es geht auch um eine soziale Begleitung.“

Im Kindergarten herrsche zumeist eine „ausgeprägte Kultur der Tür- und Angelgespräche“. Eltern brächten ihre Kinder in die Einrichtung und begleiteten sie hinein, erläuterte er. Das verändere sich in der Schule. „Da ist es wichtig, dennoch, mit Lehrerinnen und Lehrern im Kontakt zu bleiben.“

Die Studie aus den Jahren 2014 bis 2018 habe auch gezeigt, dass sich der Familienalltag, Berufsleben und der neue Tagesablauf oft gar nicht so einfach organisieren ließen, berichtete er. „Die Kinder fangen früher an und sind manchmal auch früher wieder zu Hause als in der Kita-Zeit.“ Zwar entwickelten sich Betreuungssysteme weiter. Insbesondere, wenn ab 2026 eine Ganztagsbetreuung in der Grundschule Pflicht wird, könne es Verbesserungen geben. Doch sei es in jedem Fall wichtig, dass die Eltern sich frühzeitig Gedanken machten.