Die SPD-Politikerin Heike Heubach ist die erste gehörlose Abgeordnete im Bundestag. Ihr zufolge besteht ein Mangel an Übersetzern für die Gebärdensprache. Diese wiederum werde nicht nur von tauben Menschen genutzt.
Die erste gehörlose Bundestagsabgeordnete Heike Heubach beklagt einen Mangel an Dolmetschern für die Gebärdensprache. Es gebe rund 80.000 taube Menschen in Deutschland und darüber hinaus weitere Personen, die die Gebärdensprache nutzten, etwa Schwerhörige, sagte Heubach der “Augsburger Allgemeinen” (Donnerstag). Die SPD-Politikerin aus Stadtbergen bei Augsburg ergänzte: “Dem stehen zu wenige Dolmetschende gegenüber. Wenn ich an meine Heimat Augsburg denke, dann gibt es im weiteren Umfeld nur 13 Dolmetschende. München ist größer und hat 69 Dolmetschende.” Es gebe wesentlich mehr Anfragen und Bedarfe, als abgedeckt werden könnten.
Heubach fügte hinzu: “Das führt leider dazu, dass manche Menschen gar nicht mehr nach Dolmetschenden fragen, wenn sie kurzfristig jemanden benötigen. Ich kenne viele, die diese Strategie wählen. Das bedeutet, dass die tatsächlich gestellten Anfragen keinen Aufschluss über den tatsächlichen Bedarf geben.” Die Dunkelziffer sei extrem hoch.
Zu ihrer Bundestagsarbeit erklärte Heubach: “Wenn ich telefoniere, nutze ich über meinen Laptop einen Dolmetsch-Service. In ganz Deutschland verteilt sitzen 100 bis 150 Dolmetschende, die für diesen Service arbeiten. Wenn ich also mit Ihnen telefonieren will, dann gebe ich Ihre Telefonnummer an und, wenn nötig, zusätzliche Hintergrundinformationen, mit welchem Ziel ich dieses Telefonat führe. Die dolmetschende Person ruft Sie dann an und so stehen wir in Verbindung.”
Zum Thema Barrierefreiheit sagte Heubach, diese habe viele Facetten. “Barrierefreies Wohnen ist nur ein Teil davon, hier geht es beispielsweise um rollstuhlgerechte Wohnungen. Für mich wäre eine Lichtklingel, als visuelles Signal der Klingel, wichtig. In Deutschland ist schon einiges erreicht worden, es gibt aber auch noch viel zu tun im Bereich Barrierefreiheit.”
Heubach – 44 Jahre alt, Industriekauffrau, verheiratet und zweifache Mutter – ist jüngst als Nachrückerin in den Bundestag eingezogen, nachdem der SPD-Abgeordnete Uli Grötsch zum Polizeibeauftragten des Bundes gewählt worden war.