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Erntedank: Von der guten und der bösen Saat

Was der Mensch tut, hat Folgen. Das gilt im Guten wie im Bösen. Aber trotz mancher Enttäuschung, wenn großer Einsatz scheinbar keinen Erfolg zeigt: Es gibt Grund für Hoffnung, freut sich Bernd Becker.

Wer säht, kann auch ernten: Eine Frau planzt Bohnen in ein Beet
Wer säht, kann auch ernten: Eine Frau planzt Bohnen in ein BeetImago / Imagebroker

Es ist wieder soweit. Vielerorts wird Erntedank gefeiert. Ein schöner Brauch. Er erinnert, wie wunderbar und wichtig es ist, was die Erde dem Menschen hervorbringt. Aber nicht nur Kohl, Kürbis und Kartoffeln kann man ernten. Nicht nur Samen bringen Frucht hervor. Auch das, was man tut und sagt, hat Auswirkungen. In der Bibel macht das der Apostel Paulus deutlich, wenn er schreibt: „Was der Mensch sät, das wird er ernten.“

Dieser Satz klingt ein bisschen wie eine Drohung. Aber zunächst mal ist das ja etwas Gutes. Sowohl auf dem Feld, als auch sonst im Leben. Wenn wir säen, können wir auch ernten. Gott sei Dank! Oft genug meinen wir ja, es sei anders. Dann kommt es einem vor, als würde man nur säen, aber es käme nichts dabei rum. Das ganze Organisieren und Rennen und Tun. Wenn sich dann so ein angestrengtes Gefühl breit macht, als wäre vieles für die Katz.

Manchmal erlebt man sogar mehr Rückschritt als Fortschritt. Das ist dann wie bei Sisyphos in der griechischen Mythologie. Die Götter zwingen ihn, auf ewig einen Felsblock einen Berg hinaufwälzen zu müssen. Fast am Gipfel angelangt, rollt der Stein jedes Mal wieder hinab. Dann das Gleiche wieder von vorn. Genauso krempeln auch heute Menschen die Ärmel hoch und packen an, bekommen am Ende das Gefühl: Sie haben nichts erreicht und müssen wieder von vorn anfangen. Da ist das eine gute Nachricht: Wenn der Mensch sät, wird er auch ernten.

Erntedank: Wenn der Landwirt wartet

Wenn man redet, wenn man zuhört, wenn man etwas plant und umsetzt, wenn man anderen hilft und sich engagiert – alles das soll nicht umsonst sein.

Manchmal muss man allerdings auf die Ernte warten. Genauso wie der Landwirt. Manchmal braucht es Geduld. Manchmal sieht man erst viel später, wenn die Saat aufgegangen ist. Und dann gibt es doch diese ganz andere Seite. Es gibt nämlich auch böse Saat. Da gilt der Zusammenhang von Saat und Ernte leider auch und ist nicht außer Kraft gesetzt.

Beziehung vergiftet, Erde besudelt

Die traurige Wahrheit: Menschen erleben und erleiden und verschulden boshafte Unsaat. Die ist dann schon im Keim zersetzt von Hass, Gewalt, Gier und Dummheit. Und auch solche Saat findet Wachstum und manchmal entsetzliche Ernte. Im Großen wie im Kleinen, in der Kirche wie in der Welt.

Die Folge: Beziehungen vergiftet, die Erde besudelt, die Gesellschaft verunsichert, der Himmel porös. Dagegen stemmt sich Paulus, wenn er im gleichen Kapitel schreibt: „Lasst uns Gutes tun und nicht müde werden.“  Wenn der Mensch Gutes tut, muss er nicht am Bösen verzweifeln. Und er ist auch nicht zur Sisyphosarbeit verdammt, sondern er kann auf gute Ernte hoffen. Und dann gern auch dankbar dafür sein.