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Entsetzen nach Zerstörung von Sinti-und-Roma-Gedenkstele

Während der NS-Zeit wurden auch Sinti und Roma deportiert und gewaltsam umgebracht. Eine Gedenkstele in Flensburg erinnert daran. Diese wurde nun von bislang unbekannten Tätern zerstört. Die Polizei sucht Zeugen.

Die Zerstörung einer Gedenkstele für in der NS-Zeit deportierte und ermordete Sinti und Roma in Flensburg sorgt für Entsetzen. Sie sei erschüttert und alarmiert, sagte die evangelische Schleswiger Bischöfin Nora Steen in einem am Freitag veröffentlichten Statement. “Erneut richtet sich ein Übergriff gegen eine Minderheit in unserer Gesellschaft.”

Der Vorfall in Flensburg hatte sich in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch an der Gedenkstelle in der Valentiner Allee ereignet. Sie wurde laut Polizei durch bislang unbekannte Täter gewaltsam aus ihrer Verankerung gerissen und beschädigt zurückgelassen. Die Stele erinnert an 1935 zwangsumgesiedelten und 1940 deportierten Sinti und Roma aus Flensburg und Umgebung.

Steen mahnte: “Stigmatisiert, verachtet, drangsaliert – das ist das Schicksal der Sinti und Roma in Europa.” Auch heute noch bestünden Vorurteile fort, die zu sozialer Ausgrenzung führten. Der Akt sei ein Angriff auf “unsere Gesellschaft, unsere Werte und das, woran wir fest glauben: die uneingeschränkte Würde jedes einzelnen Menschen.”

Der Antiziganismus-Beauftragte der Bundesregierung, Mehmet Daimagüler, vermisst einen gesellschaftlichen Aufschrei gegen Attacken auf Sinti und Roma. “Mangelt es uns an Wissen oder an Anstand oder an beidem?”, fragte der Beauftragte. “Wenn wir es mit den politischen Appellen für ein würdiges Gedenken ernst meinen und wenn wir wollen, dass Sinti und Roma sich in dieser Gesellschaft sicher fühlen, müssen wir klare Kante zeigen.” Dies gelte gleichermaßen für die Polizei, die Politik und die Gesellschaft.

Daimagüler verwies auf weitere Angriffe auf die Erinnerung an den Völkermord an Sinti und Roma landesweit, wie die regelmäßige Schändung eines Mahnmals in Neumünster. In Rheinland-Pfalz seien zudem Wahlplakate eines Kandidaten aus der Minderheit mit rassistischen Schmähungen beschmiert worden. Der Vorfall sei in der Aufforderung gegipfelt, ihn und seine Familie in Auschwitz zu ermorden. “Das ist die Bilanz von wenigen Tagen in Deutschland”, so Daimagüler.

In Flensburg ermittelt nun der Staatsschutz, da laut Polizei ein politisch motivierter Tathintergrund nicht ausgeschlossen werden kann. Die Behörde sucht nach Zeugen und bittet die Öffentlichkeit um Mithilfe.