Kiel/Hamburg. „Ich bin im Paradies geboren“, sagt Judith Dors. „Und das kann mir niemand nehmen.“ Ihr Paradies ist Suriname. Dort, wo die köstlichsten süßen Früchte wachsen. Dort, wo Menschen verschiedenster Kulturen friedlich zusammenleben. „Immer weht der Wind in Suriname“, sagt Dors. „Das Wort ‚Wind‘ bedeutet Energie. Alles, was wir machen, ist Energie.“
Suriname ist das kleinste Land Südamerikas. Es ist Thema des diesjährigen Weltgebetstags. Judith Dors reist deswegen als Länderexpertin zu Vorbereitungswerkstätten in Hamburg und Schleswig-Holstein, um von Land und Leuten zu erzählen.
Wird sie dann nach ihrem Alter gefragt, verwirrt sie ihr Publikum manchmal. Denn Judith Dors kam zwar als neuntes von zehn Kindern 1969 in Suriname zur Welt – ihr Alter spiele jedoch keine Rolle. Manchmal sagt sie deswegen, dass sie 2000 Jahre alt sei. „Ich fühle mich so“, sagt sie, „ich trage die Lebenserfahrung meiner Ahnen und Urahnen in mir.“ Dieses Wissen mache sie zu einer Friedensbotschafterin, die auf der ganzen Welt zuhause sei.
Ein Mikrokosmos der Vielfalt
Zunächst kam die Welt zu ihr, denn Suriname ist ein Mikrokosmos der Vielfalt. „In meiner Kindheit saß ich häufig auf dem Balkon“, erinnert sich Judith Dors. „Und da kam die Welt an mir vorbei.“ Eine Inderin, gekleidet im leuchtenden Sari, stolzierte über die Straße, eine Chinesin trippelte mit kleinen Schritten hinterher. Die kleine Judith sah die unterschiedlichsten Menschen. Jahre später reiste sie selbst nach Indien oder China, um zu sehen, „woher meine Mitbürger kommen“.
In Suriname, der einstigen niederländischen Kolonie, lebt schließlich der Moksi, der Mix. Es gibt die indigene Bevölkerung, die Arawak, dazu Menschen, deren Vorfahren als Sklaven aus Afrika nach Suriname verschleppt wurden, Chinesen, Inder, Niederländer, Indonesier. Ihre Familien kamen in der wechselhaften, auch leidvollen Geschichte nach Suriname. Sie bauten Synagogen, Moscheen, Tempel und Kirchen. Manchmal stehen diese in den Straßen der Hauptstadt Paramaribo unmittelbar nebeneinander.
Judith Dors selbst ist in einer christlichen Familie aufgewachsen. „Wenn jemand Geburtstag hatte, kam immer gleich morgens der Pastor mit einer Blaskapelle“, erzählt sie. Feste feiern, Gott preisen, das ist ihr Glaubensalltag. Dieser Alltag blieb, als Judith Dors als 15-Jährige mit ihrer Familie in die Niederlande auswanderte. Ihre Mutter konnte dort Pädagogik studieren.