Die christlich-jüdische Zusammenarbeit läuft in Cottbus sehr gut.
Von Marion Hirche
Seit Januar 2015 hat die jüdische Gemeinde in Cottbus wieder eine eigene Synagoge. Die einst evangelische Schlosskirche wurde zum Ort jüdischen Glaubens umgewidmet. Seither hat sich das Leben der jüdischen Gemeinde, die in Cottbus immerhin mehr als 400 Mitglieder zählt, völlig verändert. „Für uns ist es jetzt zu 1000 Prozent besser“, sagt Max Solomonik, Mitglied im Vorstand der Jüdischen Gemeinde.Vorher hatten sie kleine Räume in einer Wohnung in der zweiten und dritten Etage. „Da sind unsere älteren Mitglieder gar nicht hochgekommen“, sagt Solomonik. Für Feste mussten immer Räumlichkeiten gesucht werden. Das Chanukka-Fest, mit dem Juden an die Wiedereinweihung des zweiten Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor Christus gedenken, war in den letzten Jahren im Konservatorium gefeiert worden, „wo es zwar optimale Bedingungen für das Konzert gibt, aber für das traditionell dazu gehörige Essen nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten vorhanden sind“, so Solomonik. Jetzt kann die Gemeinde endlich so leben und feiern, wie es der Tradition entspricht. Der kleine Imbiss nach jedem Freitag-Gottesdienst ist unter besseren Bedingungen in der Synagoge möglich. Und auch der Chor, die Tanzgruppe und die Musiker der Gemeinde haben nun eine Heimstatt.Die Synagoge in der Cottbuser Einkaufsmagistrale in der Spremberger Straße trägt zum besseren Kennenlernen bei. „Es war unser Wunsch, dass die Synagoge ein für alle offenes Gebäude bleibt“, sagt Pfarrerin Johanna Melchior, Beauftragte für das christlich-jüdische Gespräch im Kirchenkreis Cottbus und Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Außerdem ist sie Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Judentum und Christentum in der EKBO.Den Wunsch nach einer offenen Synagoge unterstützt Melchior ganz praktisch: Die täglichen Öffnungszeiten am Vormittag sichert die Jüdische Gemeinde ab – und jeden Mittwochnachmittag sorgt Pfarrerin Johanna Melchior für offene Türen in der Synagoge. „Uns war es wichtig, dass auch unsere Konfirmanden mehr über den jüdischen Glauben erfahren und Schüler können nun mal bloß nach der Schule“, sagt sie. Besonders in den vergangenen Wochen kamen viele Neugierige in die Synagoge, weil durch den verlagerten Wochenmarkt größerer Publikumsverkehr in der Spremberger Straße war. „Viele sind in der Informationsecke über die frühere Synagoge stehen geblieben, aber es gab auch zahlreiche Besucher, die sehr gezielt Fragen gestellt haben“, sagt Johanna Melchior. Bestaunt wurde vor allem der neunarmige Leuchter des jüdischen Lichterfestes Chanukka aus der alten Cottbuser Synagoge. Nach der Pogromnacht 1938 wurde der Leuchter von einem Handwerker geborgen und versteckt. Er übergab das wertvolle Stücke nach dem Krieg an das Stadtmuseum. Das hat die Reliquie an die Jüdische Gemeinde zurückgeben.