Artikel teilen:

Einigung mit Bund, Ländern und Hohenzollern in trockenen Tüchern

Mitte Mai hatte Kulturstaatsminister Weimer seinen ersten großen Auftritt. Es ging um eine bevorstehende Einigung mit den Hohenzollern über den Verbleib von zahlreichen Kunstschätzen. Nun ist der Weg frei dafür.

Nach einem jahrzehntelangen Tauziehen ist der Verbleib von tausenden Kunstschätzen aus dem einstigen preußischen und deutschen Herrscherhaus Hohenzollern geklärt. Am Freitag erteilte auch des Kuratorium der Stiftung des Deutsches Historischen Museums seine Zustimmung zu der von Bund, Ländern und den Hohenzollern ausgehandelten Vereinbarung. Kern dieser Vereinbarung ist die Einrichtung einer gemeinnützigen “Stiftung Hohenzollernscher Kunstbesitz”.

In diese Stiftung sollen Objekte aus den Sammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und des Deutschen Historischen Museums überführt werden, deren Eigentum zwischen der öffentlichen Hand und den Hohenzollern bislang umstritten waren. Dabei handelt es sich beispielsweise um ein Bildnis des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg von Lukas Cranach dem Älteren, barocke Elfenbeinmöbel oder das Tafelservice für das 1750 von Preußen-König Friedrich II. erworbene Breslauer Stadtschloss.

Bereits Mitte Mai hatte der neue Kulturstaatsminister Wolfram Weimer die bevorstehende Einigung verkündet. Verhandlungsführer der öffentlichen Hand war Medienberichten zufolge der Jurist Andreas Görgen (SPD), Amtschef unter Weimers Vorgängerin Claudia Roth (Grüne). Für Brandenburg begleitete Staatssekretär Tobias Dünow (SPD) die Verhandlungen, für Berlin saß Dünows Amtskollegin Sarah Wedl-Wilson (parteilos) am Tisch, inzwischen Kultursenatorin in Berlin. Das Haus Hohenzollern hatte vor Beginn der informellen Gespräche alle noch offenen Klagen vermögens- oder presserechtlicher Natur zurückgenommen.

“Ich freue mich, dass es uns gemeinsam mit allen Partnern gelungen ist, den Gordischen Knoten zu entwirren – nicht mit brachialer Gewalt und endlosen Rechtsverfahren, sondern mit einer klugen Lösung”, so Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD). Mit diesem Schritt sei die Zukunft Zehntausender historisch bedeutender Objekte für die Öffentlichkeit in den Museen gesichert, so Sarah Wedl-Wilson. Von einer hervorragenden Basis “für eine neue Partnerschaft zwischen den staatlichen Kulturstiftungen und meiner Familie”, sprach Hohenzollern-Chef Prinz Georg Friedrich von Preußen.

Die neu errichtete Stiftung hat ihren Sitz in Potsdam sowie Berlin und Hechingen. In der Nähe des schwäbischen Hechingen liegt der Stammsitz der Hohenzollern, die gleichnamige Burg. Dem Stiftungsrat gehören neben Vertretern von Bund und Ländern und dem Prinzen von Preußen unter anderen der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sowie Landgraf Donatus von Hessen.

Der Streit um den Verbleib der Kunstschätze sowie um Ausgleichsleistungen für Enteignungen nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigte in den vergangenen Jahren immer wieder die Gerichte. Die nun beigelegten Vermögensstreitigkeiten zwischen dem Staat und den Hohenzollern nahmen ihren Ausgang bereits am Ende des Ersten Weltkriegs. 1918 ging Kaiser Wilhelm II. ins Exil; die Vermögenswerte der Hohenzollern wurden beschlagnahmt. Ein Gesetz von 1926 wollte offene Fragen klären, schaffte jedoch neue rechtliche Unklarheiten.