BERLIN/KÖLN – Der Autor Navid Kermani (47) erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2015. Der deutsch-iranische Schriftsteller und Orientalist sei „eine der wichtigsten Stimmen in unserer Gesellschaft, die sich mehr denn je den Erfahrungswelten von Menschen unterschiedlichster nationaler und religiöser Herkunft stellen muss“, sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, zur Eröffnung der Buchtage Berlin. Der Preis wird am 18. Oktober in der Frankfurter Paulskirche verliehen.
Die Romane und Essays des in Köln lebenden Autors zeigten, wie sehr er sich der Würde des einzelnen Menschen und dem Respekt für die verschiedenen Kulturen und Religionen verpflichtet weiß, sagte Riethmüller. Kermani setze sich für eine offene europäische Gesellschaft ein, die auch Flüchtlingen Schutz biete. Seine wissenschaftlichen Arbeiten wiesen Kermani als Autoren aus, der mit großer Sachkenntnis in die theologischen und gesellschaftlichen Diskurse eingreifen könne.
Der in Siegen als Sohn iranischer Eltern geborene Kermani studierte Islamwissenschaften, Philosophie und Theaterwissenschaft. Neben seiner Tätigkeit als Dramaturg in Mülheim und Frankfurt am Main in den 1990er Jahren schrieb er Literaturkritiken und Reportagen. 1994 gründete er im iranischen Isfahan ein internationales Kulturzentrum, das 1997 wieder schließen musste. 2005 habilitierte Kermani im Fach Orientalistik. Als freier Schriftsteller veröffentlichte er unter anderem die Romane „Dein Name“ und „Große Liebe“, die Reportagen „Ausnahmezustand. Reisen in eine beunruhigte Welt“ und „Zwischen Koran und Kafka. West-östliche Erkundigungen“.
Für sein Werk erhielt Kermani zahlreiche Preise, darunter die Buber-Rosenzweig-Medaille, den Heinrich-von-Kleist-Preis und den Joseph-Breitbach-Preis. 2009 bekam er den vier Religionsvertretern zugesprochenen Hessischen Kulturpreis nach einer Kontroverse mit dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann und dem ehemaligen hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Peter Steinacker um einen Artikel zum Kreuz Christi erst nach einigen Monaten Verzögerung. Im vergangenen Jahr kritisierte Kermani anlässlich der Verkündung des Grundgesetzes vor 65 Jahren vor dem Deutschen Bundestag die Asylgesetzgebung. epd
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„Eine der wichtigsten Stimmen“
Der Autor Navid Kermani erhält Friedenspreis des Deutschen Buchhandels