IBBENBÜREN – Einen besonderen Gottesdienst feierten kürzlich zehn junge Menschen aus dem Iran in der Christuskirche Ibbenbüren. Seit Januar dieses Jahres hatten sie im Gemeindehaus „blick.punkt“ den Taufkurs bei Pfarrer i.R. Reinhard Paul besucht. „Es war mir wichtig, dass ihr entdeckt, wie Jesus gelebt hat“, erklärte der Pfarrer.
Alle Ansprachen, Lesungen, Gebete und Taufsprüche wurden in die persische Sprache Farsi übersetzt, da einige der Geflüchteten erst vor wenigen Wochen nach Deutschland gekommen sind. Das „Café International“ der evangelischen Kirchengemeinde war für sie ein erster Anlaufpunkt in der neuen Heimat. Dort trafen sie Menschen, die sich um sie kümmerten; sie lernten Deutsch und lasen in der Bibel.
Neue Heimat „Café International“
Die Täuflinge waren teilweise von weither angereist. Einige wohnen noch in der Zentralen Unterbringungseinrichtung des Landes Nordrhein-Westfalen in Ibbenbüren, andere haben eine Unterkunft in Odenthal, Hamminkeln oder Mettingen erhalten. „Schön, dass ihr da seid“, freute sich der Pfarrer. „Ihr seid zehn Geflüchtete aus dem Iran, noch ohne feste Bleibe in Deutschland, aber angekommen in Ibbenbüren, in der Kirchengemeinde und in unseren Herzen“, betonte er.
Auf das Lied „Meine Hoffnung und meine Freude“ folgte das Psalmwort 91 „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“ Das Tauf-Evangelium aus Matthäus 28 las Ingeborg Paul.
Alle Anwesenden sprachen gemeinsam das Glaubensbekenntnis in Deutsch und Farsi. Wie sie es im Vorbereitungskurs gelernt hatten, beantworteten die Iraner die Tauffragen mit „Ja“. Damit bestätigten sie, an Jesus Christus, den Erlöser und Befreier zu glauben und ihm nachzufolgen. Zu den Worten „Jesus spricht: Ich bin das Licht der Welt“ zündeten sie ihre Kerzen an der Osterkerze im Raum der Stille an und nahmen sie mit zum Taufstein.
Bei einigen der Männer und Frauen war der Wunsch, getauft zu werden, bereits in ihrem Heimatland entstanden. Dort hatten sie Christen getroffen, die ihnen von Jesus erzählten, mit denen sie in der Bibel lasen oder zusammen beteten. Da im Iran mit dem Tod rechnen muss, wer den muslimischen Glauben verlässt, flüchteten sie nach Europa, um sich weiter zu ihrem christlichen Glauben bekennen zu dürfen. „Wir haben bei unseren Begegnungen erfahren, wie wichtig euch dieser Glaube ist“, machte Pfarrer Paul in seiner Ansprache deutlich.
Während der Taufe versammelten sich die zehn Täuflinge im Kreis um den Taufstein. Ingeborg Paul verlas die Taufsprüche, die sich die Iraner selbst ausgesucht hatten. Sie überreichte ihnen die Urkunden und eine rote Rose. Glückwünsche gab es zudem im Namen des Presbyteriums sowie aller Gäste.
Tröstliche Worte von Dietrich Bonhoeffer
Mit den tröstlichen Worten Dietrich Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag“ nahm Reinhard Paul auch Bezug auf die teilweise ungeklärte Aufenthaltssituation der Täuflinge. Tief berührend war der musikalische Ausklang, den Reza Beyk und Mahdi Bousheri gestalteten. Zum Vaterunser nahmen sich die Gottesdienstbesucher bei den Händen und empfingen den Segen des Pfarrers. Im Anschluss wurde das festliche Ereignis im „Café International“ gefeiert.