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Diener gesucht!

Über den Predigttext am 3. Sonntag im Advent: 1. Korinther 4,1-5

PIT PRAWITT

Predigttext am 3. Sonntag im Advent: 1.Korinther 4,1-5
1 Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse. 2 Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden. 3 Mir aber ist‘s ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht. 4 Ich bin mir zwar nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist‘s aber, der mich richtet. 5 Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden.

In der Gemeinde in Korinth war es zu Spannungen gekommen. Neben Paulus waren andere Lehrer aufgetaucht. Die Menschen waren verunsichert und schon bald tauchte die Frage auf: „Können wir Paulus noch trauen? Sagt er noch die Wahrheit über Gott und Jesus? Oder sollen wir anderen Missionaren mehr glauben?“ Nun wurde verglichen und bewertet. Und die Bewertung für Paulus war nicht unbedingt positiv. Man kritisierte seinen Predigtstil, seine Sprache, seine Gedanken und Lehren. Kein glänzendes Empfehlungszeugnis also. Aber Paulus schien das nicht viel auszumachen. Er hatte eine innere Freiheit von dem, was andere über ihn dachten. Paulus war weder von der Meinung anderer noch von seiner eigenen Meinung über sich selbst abhängig (Vers 4). Er wusste, dass allein Gottes Urteil entscheidend ist.

Unabhängig von der Meinung anderer

Ich wünschte mir oft ein bisschen mehr von dieser Freiheit des Paulus. Wie oft mache ich mich innerlich abhängig von der Meinung anderer über mich. Die Fragen kennt wohl  jeder: Wer bin ich eigentlich? Was halten die anderen von mir? Und: Haben sie recht mit dem, was sie von mir denken? Bin ich das, was man von mir erwartet? Wo bleibt das eigene – das, was wirklich unverwechselbar zu mir gehört? Dietrich Bonhoeffer stellt in seinem berühmten Gedicht „Wer bin ich?“ genau diese Frage: „Wer bin ich?…Bin ich wirklich, was andere von mir sagen? Oder bin ich das, was ich selbst von mir weiß?“ Erst am Ende seines Nachdenkens hat er für sich die eine Antwort entdeckt: „Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!“
Das ist eine Antwort, die ein Mensch für sich ganz persönlich gefunden hat. Sicher hat er sie mit Gott gefunden. Doch so einfach nachzusprechen ist es nicht immer. Trotzdem ist es ein erster Hoffnungsschimmer. Die Freiheit des Paulus ist genau dieses Wissen, diese Gewissheit, dass er zu Gott gehört, dass er von ihm gehalten ist. Paulus ist frei, weil er sich von Gott abhängig macht. Er ist ein Diener, ein Haushalter, einer, der nicht ohne seinen Herrn arbeiten will und kann. Denn nur einer, Jesus, hat in seinem Leben das Sagen. So nimmt Jesus seine Leute in den Dienst – bis heute. Er sagt: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“. In seinem Dienst zu stehen, d.h. von ihm abhängig zu sein, von seiner Kraft zu leben, auf ihn zu hören. Wer dient, der hört zunächst genau hin, was sein Dienstherr ihm zu sagen hat. Und dann arbeitet er treu an seiner Aufgabe.

Unsere Treue ist gefragt

Tägliche Dienstbesprechung mit Gott, im Bibellesen, in einer Andacht und im Gebet. Dienerinnen und Diener Christi brauchen diese Zeiten des Hörens, Zeiten der Stille und des Gebets. Der Dienst, den Paulus tut und den auch wir tun sollen, heißt: Haushalter sein über Gottes Geheimnisse. Geheimnisträger müssen sorgfältig mit dem umgehen, was sie wissen. Normalerweise sind Geheimnisträger zur Verschwiegenheit verpflichtet. Aber Gott geht anders mit seinen wichtigsten Nachrichten um. Er vertraut sie Paulus und anderen Menschen an. Anvertraut – nicht damit wir sie für uns behalten, sondern damit wir sie weitersagen. Es ist das kostbarste Geheimnis, das Gott nicht für sich behalten hat: Dass im Stall von Bethlehem der Heiland, der Retter für uns Menschen geboren wurde. Das Geheimnis, dass am Kreuz von Golgatha der Heiland für uns gestorben ist, um uns unsere Schuld abzunehmen. Dieses kostbare Geheimnis Gottes ist nicht nur Paulus, sondern auch uns anvertraut. Hier zählt nicht in erster Linie Können oder eine spezielle Begabung. Gefragt ist unsere Treue. Treue wird vom Wortstamm „vertrauen“ abgeleitet. Als treu wird jemand bezeichnet, dem man vertrauen kann. Und auch umgekehrt gilt: Treu kann nur jemand sein, der selbst Vertrauen hat.
Wir sind mitten in der Adventszeit und denken auf Weihnachten zu. Gott wurde Mensch, um sich uns zu nähern, um unser Vertrauen zu gewinnen und um uns zu zeigen, wie vertrauenswürdig Gott in seiner Liebe und Zuwendung ist. Adventszeit könnte also auch bedeuten, noch einmal neu zu vertrauen und im Vertrauen seinen Weg zu gehen.