Was war der Millenniumsgipfel?
Die erste Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) im neuen Jahrtausend, vom 6. bis 8. September 2000. 149 Staats- und Regierungschefs waren dabei, außerdem Vertreter 40 weiterer Länder. Für Deutschland nahm der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) teil. Der Millenniumsgipfel war das bis dahin bestbesetzte Treffen der Vereinten Nationen. Die Staaten einigten sich dort auf die sogenannte Millenniumserklärung als Leitlinie der internationalen Politik der kommenden Jahre.
Warum ist die Millenniumserklärung besonders?
Die Weltgemeinschaft legte sich darin umfassend auf grundlegende Werte fest. In den Bereichen Entwicklung und Armutsbekämpfung setzte sie sich messbare Ziele – mit einer klaren Frist bis 2015.
Was steht in der Millenniumserklärung?
Die Staaten bekennen sich darin zu gemeinsamen, universellen Werten wie Menschenwürde, Freiheit, Gleichheit, Toleranz und Solidarität, die als verbindliche Grundlage für internationale Beziehungen des 21. Jahrhunderts gelten sollen. Auch der Schutz der gemeinsamen Umwelt, zum Beispiel durch einen verantwortungsvollen Umgang mit Rohstoffen, wird bekräftigt. Die Erklärung thematisiert auch die Achtung und Förderung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit sowie Pressefreiheit und legt ein besonderes Augenmerk auf benachteiligte Gruppen wie Frauen, Migranten, Kinder und Minderheiten.
Die Staaten wollen laut Millenniumserklärung Krieg, Bürgerkriege und den Einsatz von Massenvernichtungswaffen bekämpfen. Sie fordern die Stärkung des Völkerrechts, wirksamere UN-Friedensinstrumente und Bekämpfung von Terrorismus, Drogenhandel und anderem transnationalen Verbrechen. Im Bereich Armutsbekämpfung wird die Erklärung mit der Formulierung klarer Entwicklungsziele am konkretesten. Unter anderem durch ein gerechtes Handelssystem, gute Regierung und Unterstützung für wirtschaftlich schwache Länder sollte sich das Leben vieler Menschen verbessern.
Was sind Millenniumsentwicklungsziele?
Basierend auf der Millenniumserklärung gibt es acht dieser Entwicklungsziele (” Millennium Develepment Goals”, MDGs), zum Beispiel die Beseitigung von extremer Armut und Hunger – konkret sollte der Anteil der darunter leidenden Weltbevölkerung bis 2015 halbiert werden. Allen Kindern sollte eine Grundschulbildung ermöglicht werden. Weniger Mütter und Babys sollten bei der Geburt sterben und HIV/Aids, Malaria und andere übertragbare Krankheiten bekämpft werden. Die Kindersterblichkeit sollte sinken, Frauen Männern gleichgestellt und die Umwelt besser geschützt werden. Eine globale Partnerschaft für Entwicklung sollte aufgebaut werden. Die begleitende Kampagne der UN sollte weltweit Bürgerinnen und Bürger mobilisieren, den Druck auf die Politik hoch zu halten.
Welche Ziele wurden erreicht?
2015 evaluierte die UN ihre Ziele. Bis dahin verbesserten sich die Lebensverhältnisse von Millionen Menschen. Insgesamt wurden also deutliche Erfolge erzielt, wenn auch viele der gesteckten Ziele verfehlt wurden. Kritiker bemängelten außerdem, dass das Erreichen mancher Ziele weniger auf globale Bemühungen für die MDGs zurückzuführen ist, sondern eher ein Nebeneffekt des deutlichen Wirtschaftswachstums in Indien und China war.
Erreicht wurde etwa das Ziel, extreme Armut im Vergleich zu 1990 zu halbieren. Auch die Zahl unterernährter Menschen ist laut Bericht fast um die Hälfte zurückgegangen. Deutlich mehr Kinder beendeten eine Grundschule, trotzdem wurde das gesteckte Ziel verfehlt. Auch etwa bei der Kindersterblichkeit und der Müttergesundheit gab es Fortschritte, die Ziele wurden allerdings verfehlt.
Wie ging es weiter?
Die Staatengemeinschaft verabschiedete 2015 neue globale Entwicklungsziele, um weiter auf ein Leben in Würde für alle Menschen hinzuarbeiten. Die damals beschlossene “Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung” ist das erste internationale Abkommen, das das Prinzip der Nachhaltigkeit mit der Armutsbekämpfung und der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Entwicklung verknüpft. Während die MDGs großteils durch Entwicklungsländer erreicht werden mussten, sind alle aktuell geltenden 17 Entwicklungsziele (“Sustainable Development Goals”, SDGs) Aufträge an alle Staaten der Weltgemeinschaft. Bis 2030 sollen diese erfüllt sein. Die Halbzeitbilanz aus dem Mai 2023 zeichnet allerdings ein wenig optimistisches Bild.
