Artikel teilen:

Die Täufer heute

Weil sie vom 16. bis ins 18. Jahrhundert hinein verfolgt wurden, zogen sich viele Täufer ins innere Exil zurück und lebten ihren christlichen Glauben nur im Privaten. Viele Gruppen wanderten aus, vor allem nach Nordamerika. Ihnen allen gemein ist die Erwachsenentaufe und ein strikter Pazifismus.

Hauptzweig der Nachfahren der Täuferbewegung sind heute die Mennoniten. Bei ihnen sind die Gemeinden weitgehend autonom, eine kirchliche Ämterhierarchie gibt es nicht. Die Bekenntnistaufe ist für eine Mitgliedschaft keine Bedingung: Wer als Kind getauft wurde und den Mennoniten beitreten möchte, muss sich nicht mehr als Erwachsener taufen lassen. Weltweit zählen die Mennoniten rund eine Million Mitglieder, in Deutschland sind es etwa 30.000.

Eine Abspaltung der Mennoniten sind die Amische oder Amish, die heute vor allem im US-Bundesstaat Pennsylvania leben. Sie sind bekannt für ihr asketisches Leben ohne moderne Technik wie Elektrizität oder Autos und ihre traditionellen Trachten mit Hüten und Bärten für Männer sowie Kleider und Hauben für Frauen. Ihre Gesellschaft ist strikt konservativ, Frauen leben vor allem in der häuslichen Sphäre. Amische heiraten nur innerhalb ihrer Gemeinschaft. Sie zählen etwa 300.000 Menschen.

Ähnlich wie die Amische führen auch die etwa 45.000 Hutterer ein zurückgezogenes Leben. Sie wanderten in großer Zahl aus, heute gibt es hutterische Kolonien vor allem im Mittleren Westen der USA und in Kanada, wo noch vielfach ein Dialekt des Deutschen gesprochen wird, das Hutterische. Traditionell schotteten die Hutterer sich gegen den Rest der Welt ab, eine einfache Bildung schien ihnen ausreichend. Heute öffnen sich einige von ihnen mehr der modernen Welt.

Nicht zu den Täufern im eigentlichen Sinn gerechnet werden die Baptisten – trotz ihres Namens, der vom griechischen „baptizo“ für „Taufe“ rührt. Auch die Baptisten praktizieren die Erwachsenentaufe. Ihr Pazifismus ist jedoch im Unterschied zu anderen Gruppen nicht so weitreichend, dass sie geschlossen den Wehrdienst verweigern würden. Sie sind mitgliederstark: Der „Südliche Baptistenverband“ ist mit knapp 13 Millionen Mitgliedern die größte Kirche in den USA. Weltweit gibt es schätzungsweise knapp 50 Millionen Baptisten. Der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, zu dem nach eigenen Angaben knapp 650 Baptistengemeinden zählen, gibt ihre Zahl für Deutschland mit aktuell 64.000 an.

Im Jahr 2007 entschuldigte sich die Reformierte Kirche der Schweiz bei den Täufern für die erlittene Verfolgung. 2010 legte der Lutherische Weltbund ein entsprechendes Schuldbekenntnis ab.