Frau Vogel, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl als erste Frau in der EKBO in diesem Amt! Was dachten Sie, als Sie hörten, dass die Wahl auf Sie fiel?
Viola Vogel: Ich dachte einfach: Danke, lieber Gott! Und dann hätte ich gleich darauf alle Synodalen umarmen können, die mir auf so wunderbare und deutliche Weise ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Aber das wäre nicht sozialadäquat gewesen. So blieb es bei der gerührten Verneigung vor der Synode.
Sie sagten bei Ihrer Vorstellung, die entscheidende Frage sei für Sie, ob die Arbeit des Konsistoriums den Kirchengemeinden als Keimzelle der Begegnung der an Gott Glaubenden dient. Wie wollen Sie das angehen?
Ich werde das in der uns Christen angemessenen protestantischen Weise angehen: Aufeinander hören und zunächst die einzelnen Bedarfe der Menschen in den Kirchengemeinden, Kirchenkreisen und Sprengeln in ihrer Unterschiedlichkeit kennen lernen durch viele Antrittsbesuche vor Ort und hoffentlich erfolgende Einladungen. Das schließt auch eine Präsenz im Konsistorium selbst ein. Sie ist mir wichtig, um alle Mitarbeitenden und ihre einzelnen Gaben gut kennen zu lernen. Denn die Kolleginnen und Kollegen im Konsistorium leisten ja ganz unabhängig von meiner Person auch jetzt bereits Großartiges zur Unterstützung und Beratung der Kirchengemeinden. Und dann bringe ich aus meiner Leitungserfahrung hier im Vorstand der Diakonie in Sachsen auch einige Ideen und Impulse mit, die hoffentlich auf Resonanz stoßen. Was davon umsetzbar ist, werden wir wiederum gut protestantisch gemeinsam mit dem Bischof, der Kirchenleitung und der Synode entscheiden. Ich freue mich darauf.
Was bedeutet Ihnen Ihr Glaube, wo trägt er sie besonders und welche Rituale des Glaubens leben Sie im Alltag?
Meine ganze Identität ist eng mit meinem christlichen Glauben verknüpft. Ganz im Sinne von Schleiermacher ist mir mein Glaube konstitutiver „Sinn und Geschmack für die Unendlichkeit“. Diesen Sinn gilt es lebenslang und in schweren wie in scheinbar leichten, guten Zeiten des Lebens zu entdecken. Wirklich tragen tut der Glaube immer.
Besonders merklich wird das aber meiner Erfahrung nach eher in den krisenhaften Zeiten des Lebens. Die Herrnhuter Losungen sind mir täglicher Begleiter, das Gebet und die Psalmen, hier besonders Psalm 91. Das ist meinem Nachnamen geschuldet, ich nenne ihn den „Fittiche-Vogel-Psalm“. ER wird Dich mit seinen Fittichen decken und Deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Damit ist eigentlich alles gesagt, wie ich finde.
Wann werden Sie Ihr neues Amt in Berlin antreten?
Das hängt noch von verschiedenen Faktoren ab, die nicht alle in meiner Macht stehen – aber wenn es an mir liegt: so schnell wie möglich. Ich denke, der Spätsommer diesen Jahres ist realistisch.