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“Die Kulturmilliarde ist geknackt”

Bayern will mehr als eine Milliarde Euro in Kunst und Kultur investieren. Die Summe sei im Haushalt 2025 eingeplant, „wir haben die Kulturmilliarde tatsächlich geknackt“, sagte Kunstminister Markus Blume (CSU) nach der Kabinettssitzung am Dienstag in München. Schwerpunkte seien dabei die Museumsoffensive, die Digitalisierung und Kulturvermittlung sowie die Theaterlandschaft in Bayern.

Im Rahmen der Museumsoffensive sollen die 18 staatlichen Museen mit ihren 31 Zweigmuseen und „Schätzen von Weltrang“ noch besser präsentiert werden. Blume sagte, dass eine Strukturreform geplant sei, konkret: dass viele Einzelmuseen zu schlagkräftigen Verbünden zusammengeführt werden sollen. Als Beispiel nannte er einen Verbund unter der Überschrift „Die Pinakotheken“. „Das führt uns in dieselbe Liga international wie ‘Louvre’, oder ‘MoMA’.“

Außerdem sollen die Museen besucherfreundlicher werden: Bis Ende 2026 sollen alle staatlichen Gebäude der Kunstmuseen auch im Besucherbereich flächendeckend mit WLAN ausgestattet sein. Museums-Webseiten würden überarbeitet und neue Apps entwickelt. Aus Museen sollen „Erlebnisorte und Abenteuerwelten“ werden, kündigte Blume an. Dazu sollen neue Kreativzonen und Räume mit hoher Aufenthaltsqualität entstehen.

Blume sagte weiter, dass es eine echte kulturelle Teilhabe für alle geben werde. „Kultur ist kein Eliten-Projekt, sondern ein gesellschaftliches Projekt für alle.“ Um die Sichtbarkeit von Kultur zu erhöhen, soll auch ein „Bayerischer Kunstpreis“ eingeführt werden – analog zum bereits bestehenden „Bayerischen Filmpreis“, oder „Bayerischen Buchpreis“. Auch ein Ehrenpreis des Ministerpräsidenten soll dabei vergeben werden, sagte Blume.

Das Kabinett sorgte am Dienstag auch für eine Überraschung: Der lang diskutierte und bereits 2016 beschlossene Münchner Konzertsaal wird neu geplant. Aus einem Milliardenprojekt soll nun ein Millionenprojekt werden, kündigten Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Kunstminister Blume an. Die Kosten sollen um die Hälfte auf 500 Millionen Euro reduziert werden – „bei 100 Prozent Qualität“.

An der Qualität soll ausdrücklich nicht gespart werden: Der große Konzertsaal soll eine exzellente Akustik bieten und Bühne werden für internationale Spitzenensembles. Dafür werde das „Drumherum“ weniger. Verzichtbar seien ein kleiner Saal sowie Büro- und Lagerräume, sagte Söder. Ziel sei, bis 2036 „erfolgreich zu sein“. Der Saal soll bis zu 1.900 Menschen Platz bieten und Heimat des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks (BR) werden.

Die Schätzungen für die Baukosten lagen zuletzt bei 1,3 Milliarden Euro. Anfang 2022 hatte sich das Kabinett angesichts gestiegener Bau- und Energiekosten infolge internationaler Krisen eine „Denkpause“ verordnet. Diese sei wichtig gewesen, betonte Blume. Die Denkpause sei aber nun zu Ende, die Umsetzungsphase für den Konzertsaal im Münchner Werksviertel beginne mit dem heutigen Tag.

Der BR reagierte erleichtert. „Es ist eine wirklich gute Nachricht, dass das Konzerthaus-Projekt nun mit großen Schritten vorangeht“, sagte BR-Intendantin Katja Wildermuth. Der neue Ansatz sei pragmatisch und nachhaltig und biete die Chance, die dringend benötigte Spielstätte zielstrebig Realität werden zu lassen. Sie freue sich, dass die Grundidee – nämlich höchste akustische Qualität, zeitgemäße Digitalität und ein großer Saal – erhalten bleibe.

Der Chefdirigent des BR-Symphonieorchesters, Sir Simon Rattle, sagte, dass es wunderbar sei, dass das seit langem geplante Konzerthaus jetzt endlich realisiert werde. „Wir alle sehen die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit. Die Aussicht auf ein Haus für Musik im 21. Jahrhundert – mit exzellenter Akustik ebenso wie mit einer technologischen Ausstattung, die der Welt von heute und morgen gerecht wird – macht mich aber optimistisch.“ (00/1782/11.06.2024)