Für die große Mehrheit der Berufstätigen in Deutschland lassen sich Pflege und Beruf schlecht oder gar nicht vereinbaren. Nur sieben Prozent sind einer Umfrage zufolge der Meinung, man könne parallel zum Job gut oder sehr gut für einen Pflegebedürftigen sorgen, wie die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) in Berlin mitteilt. Demnach kennt nur ein kleiner Teil der Beschäftigten die gesetzlichen Hilfen, die es gibt. Zudem haben Arbeitnehmer überwiegend Vorbehalte, für eine Pflege den Einsatz im Job zu reduzieren.
Auf die Frage, wie gut sich die Befragten über die Regelungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege informiert fühlen, antworteten der Stiftung zufolge 84 Prozent mit „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“. Die große Mehrheit kennt die Anfang 2015 reformierte Familien-Pflegezeit nicht (84 Prozent). Ähnliches gilt für die Möglichkeit, ein halbes Jahr unbezahlt aus dem Job auszusteigen (82 Prozent). Die Familien-Pflegezeit ermöglicht Berufstätigen, ihre Arbeitszeit für die Dauer von bis zu zwei Jahren auf bis zu 15 Wochenstunden zu reduzieren. Die Möglichkeit, ein halbes Jahr ganz aus dem Job auszusteigen, gibt es schon seit 2008.
Drei Viertel der Berufstätigen kennen nicht einmal die Möglichkeit, spontan zehn Tage pausieren zu können, wenn in der Familie plötzlich ein Pflegefall auftritt. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hatte die 2015 eingeführte Lohnfortzahlung von bis zu 90 Prozent des Nettoeinkommens als „wichtigen Fortschritt“ bezeichnet.
Je besser die Befragten informiert sind, desto eher können sie sich vorstellen, eine der gesetzlichen Möglichkeiten zu nutzen. Gleichwohl förderte die Umfrage auch die Vorbehalte der pflegenden Angehörigen zutage: 76 Prozent gaben finanzielle Gründe und 23 Prozent organisatorische Probleme an, warum eine Pflegezeit nicht infrage komme. Angst vor beruflichen Nachteilen halten 43 Prozent davon ab, die Pflege eines Angehörigen zu übernehmen.
Die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege hat nach eigenen Angaben für die repräsentative Untersuchung im November vergangenen Jahres 1008 berufstätige Bürger ab 18 Jahren befragt. epd
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Die große Unbekannte
Arbeiten und dann noch daheim Familienangehörige pflegen? Kaum jemand hält das für möglich. Dabei gäbe es durchaus Hilfen

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