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Die Bibel lesen

Woche vom 24. bis 30. April Sonntag: Psalm 149 Montag: 1. Korinther 3,9-17 Dienstag: 1. Korinther 3,18-23 Mittwoch: 1. Korinther 4,1-5 Donnerstag: 1. Korinther 4,6-13 Freitag: 1. Korinther 4,14-21 Samstag: 1. Korinther 5,1-8

Wenn man in den USA zum Gottesdienst gehen will, muss man sich unter einer riesigen Auswahl entscheiden. Anders als in Deutschland findet man dort Kirchen nach Einwanderungsgruppen, die zum Teil noch ihre Sprache und die Traditionen ihrer heimatlichen Kultur pflegen, obwohl sie im Bekenntnis zusammengehören.
Vielleicht hilft dieser Vergleich, die Situation in Korinth zu verstehen. Denn das Problem zwischen der Vielfalt der Kulturen in einer Kirche gab es gerade in einem solchen Brückenkopf des Welthandels schon sehr früh. Paulus hat allerdings versucht, die Buntheit der Kulturen, wie sie ja nicht nur dort vorhanden war, unter dem Dach einer Gemeinde zu bewahren, also Buntheit ja, offene Aussprache auch, aber Überheblichkeit einzelner Gruppen oder gar jeweilige Absolutheitsansprüche Einzelner nein!
Das Thema Einheit beschäftigte die Christen eben schon von Anfang an und spitzte sich dann zu in der Frage, was denn auf jeden Fall als gemeinsames christliches Kennzeichen da sein musste und als Band der Einheit oder als Basis christlichen Glaubens und Lebens gelten konnte. Insofern ist der Briefwechsel mit Korinth ein spannendes Zeugnis für das Bemühen, in diesem Problem nach einer Lösung zu suchen.
Paulus war auf seiner zweiten Missionsreise nach Korinth gekommen, wohl um das Jahr 50 herum, wirkte zunächst allein und wurde später dann von Thimo­theus und Silas unterstützt. Er konnte in der turbulenten Hafenstadt eine lebendige Gemeinde gründen und kannte darum die Situation vor Ort ganz genau (anders als etwa im Römerbrief). Die Apostelgeschichte (18,1-18) berichtet davon später einigermaßen ausführlich. Seine wichtigsten Kontaktpersonen sind die judenchristlichen Eheleute Aquilla und Priscilla, in deren Haus er wohnt und in deren Geschäft, einem Stoff- oder Lederbetrieb, er sein Brot verdient (4,12). Das Ehepaar ist aus Rom nach Korinth gekommen, weil der Kaiser Claudius dort die Christen verfolgte.
In Korinth knüpft Paulus nach seiner Gewohnheit zunächst Kontakt zu den „Gottesfürchtigen“, das meint Menschen, die sich religiös zu den Juden halten, vor allem also an einen Gott glauben, die Zehn Gebote halten und zur Synagoge gehen, aber nicht übergetreten (proseliert), also auch nicht beschnitten sind. Es kommt dann aber zu einem aufsehenerregenden Bruch mit der jüdischen Kolonie. Der Synagogenvorsteher Krispus wird Christ (Apostelgeschichte). Die Juden gehen schließlich sogar vor den römischen Prokonsul Gallio und klagen Paulus wegen gesetzeswidriger Rede an. Aber der römisch-korrekte Beamte weist die Klage in religiösen Dingen ab.