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Die Bibel lesen

Woche vom 19. bis 25. November

Sonntag:             Psalm 63
Montag:              1. Thessalonicher 1, 1-10
Dienstag:           1. Thessalonicher 2, 1-12
Mittwoch:         1. Thessalonicher 2, 13-20
Donnerstag:    1. Thessalonicher 3, 1-13
Freitag:               1. Thessalonicher 4, 1-12
Samstag:           1. Thessalonicher 4, 13-18

Nach Hesekiel, dem Propheten in der Exilzeit, folgt nun die älteste Schrift des Neuen Testamentes! Das ist der erste Brief an die Gemeinde in Thessaloniki. Er wurde von Paulus um das Jahr 50 aus Korinth geschrieben. Also etwa eine Generation nach dem Leben, Sterben und Auferstehen Jesu, aber auch rund eine Generation vor den Evangelien. Und noch vor der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahre 70. Mit Thessaloniki ist eine der ersten europäischen Gemeinden angeschrieben, und es gilt: Dieses ist nicht mehr Judäa oder Samaria oder auch Galiläa, sondern eine andere kulturelle Welt.

Entsprechend schreibt Paulus in der damaligen Weltsprache Griechisch und nicht in biblischem Hebräisch. Was übrigens auch bedeutete, dass die Paulusbriefe im Ursprungsland des Glaubens durchaus schwieriger zu lesen und wohl auch entsprechend weniger bekannt waren. Außerdem hat bei aller Verwurzelung im Judentum und der Übernahme des Ersten Testamentes auch die Tatsache eine Bedeutung, dass die frühen Gemeinden davon die griechische Übersetzung lasen, also die Septuaginta. Diese Übersetzung wurde ursprünglich von 70 jüdischen Gelehrten in Alexandria verfasst, sie hat für die Juden in der Diaspora wie alle Übersetzungen später auch bestimmte theologische Akzente gesetzt, die – etwa bei der Jungfrauengeburt – zu spannenden Entwicklungen geführt haben. Aus der „jungen Frau“ (halama) im hebräischen Urtext wurde im Griechischen die „Jungfrau“ (parthenos). Und es ist richtig, dass bei allem kulturellen und religiösen Eigenleben der Juden der Nahe Osten Teil der hellenistischen Kultur war, auch Jerusalem selbst. Thessaloniki, die damals schon rund 350 Jahre alte freie Stadt aus der Alexanderzeit, war als Hauptstadt von Makedonien Handelsknotenpunkt und beherbergte viele Kulte, darunter eine große jüdische (Diaspora-)Gemeinde.

Paulus kam auf seiner zweiten Missionsreise, die ihn erstmals nach Europa führte, von Philippi aus dort an. Jetzt schreibt er, weil er die inzwischen erheblich gewachsene Gemeinde wiedersehen will. Nach dem Eingangsgruß und der Danksagung (1, 1-20) folgt ein Rückblick auf die gemeinsame Geschichte (2, 1-12) und ein Dank für die Standhaftigkeit der Gemeinde, außerdem freut sich Paulus über das, was Timotheus als Bote übermittelt hat.

Ab Kapitel 4 beginnt der ermahnende Teil. Bei der Auferstehung der bereits Verstorbenen bezieht sich Paulus direkt auf ein Jesuswort (4, 15), das er persönlich gehört hat.