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Deutsche Kirche sieht in neuem Papst Zeichen der Hoffnung

Ein Papst – viele Baustellen: Papst Leo XIV. soll Reformen fortsetzen, Frieden stiften und die Einheit der Kirche stärken. Was von dem Amerikaner mit peruanischer Missionserfahrung erwartet wird.

Positiv überrascht und hoffnungsvoll blicken Kirchenvertreter in Deutschland auf die Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost zum neuen Papst. Die katholischen deutschen Bischöfe erhoffen sich vom neuen Papst Leo XIV., dass er die Kirche mit Mut, Demut und Weisheit leiten möge – “im Vertrauen auf das Evangelium und im Geist der Geschwisterlichkeit, wie ihn auch Papst Franziskus gelebt hat”. Das schrieb die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) am Donnerstagabend auf der Plattform X. Der DBK-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, bezeichnete die Wahl von Robert Prevost als “wunderbare Überraschung”. Er sei ein freundlicher, zugewandter Papst mit viel Erfahrung”, sagte der Limburger Bischof am Donnerstagabend in der ARD.

In seiner ersten Botschaft habe der Papst wichtige Akzente der Kontinuität zu Papst Franziskus gesetzt, so Bätzing weiter in einer Mitteilung der Bischofskonferenz. “Gerade seine klaren Worte zu einer synodalen Kirche, die voranschreitet und für alle Menschen da sein will, sind eine Aussage, die uns auch als Kirche in Deutschland den Rücken stärkt.” Auch der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr zeigte sich besonders darüber erfreut, dass dem neuen Kirchenoberhaupt Synodalität wichtig sei. Er begrüßte, dass Papst Leo XIV. den Weg seines Vorgängers weiter beschreiten wolle – dass nicht nur die Bischöfe alleine über die Kirche entschieden, sondern Priester und Gläubige beteiligt würden.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, der selbst an der Wahl von Papst Leo XIV. beteiligt war, sagte in Rom: “Als wir alle gemeinsam eben mit ihm oben auf dem Balkon waren, habe ich die Freude und Dankbarkeit von Tausenden von Menschen gespürt – und auch die Herzlichkeit, mit der sie unseren neuen Papst begrüßt haben”.

Der ebenfalls an der Wahl beteiligte Münchner Kardinal Reinhard Marx erklärte: “Dies ist kein Mann von schnellen Antworten, sondern ein Mann des Zuhörens, der aufmerksam ist für das, was der andere denkt.” Auf die Frage, ob er Robert Prevost denn auch selbst gewählt habe, antwortete Marx: “Das ist geheim. Aber ich kann sagen, dass ich sehr glücklich bin.”

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber sprach nach der Wahl von Papst Leo XIV. von einem Zeichen “insbesondere für die Ärmsten der Armen”. Der Vize-Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz wertete die Wahl von Prevost als Votum der Kardinäle für jemanden, der die globalen Herausforderungen im Blick habe. Der Rottenburger Bischof Klaus Krämer bezeichnete den neuen Papst als “Mann, der ganz auf der Linie von Papst Franziskus liegt, aber sicher auch seine eigenen Akzente setzen wird”.

Dem Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat nach eigenen Worten der erste Auftritt des neuen Papstes Leo XIV. imponiert. “Einmal sein Gruß ‘Der Friede sei mit euch!’, dann aber auch das Zitat des Gründers seines Ordens, Augustinus: ‘Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof’. Das weist darauf hin, dass er in der Linie von Papst Franziskus weiter wirken wird”, erklärte Feige. “Außerdem hat er von einer synodalen Kirche gesprochen und von Barmherzigkeit – alles Begriffe, die für Papst Franziskus enorm wichtig waren.”

Der Augsburger Bischof Bertram Meier betonte, Prevost könne Brücken bauen und vermitteln: “Er ist ein Mann, der auch in seiner eigenen Lebensgeschichte gelernt hat, mit verschiedenen Kulturen gut umzugehen”, sagte er. Er habe ihn als “sehr bedächtigen Mann” kennengelernt, “einen Mann des Ausgleichs.”

Auch Bischof Stephan Ackermann hat Leo XIV. im persönlichen Gespräch als “unprätentiös und herzlich” erlebt. Der Bischof von Trier erklärte, dass der neue Papst den missionarischen Auftrag der Kirche stark machen werde. Und auch der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt erhofft sich von Leo XIV. “neue Impulse, wie wir in einer zunehmend säkulareren Welt die Neu-Evangelisierung anpacken können”.

Der Passauer Bischof Stefan Oster sagte, er sei “dem Heiligen Geist und den Kardinälen von Herzen dankbar” für diese Wahl. Er habe Kardinal Robert Prevost bei der jüngsten Bischofssynode “als einen tiefen, klugen, geistlichen und besonnenen Mann kennenlernen” dürfen.

Der Paderborner Erzbischof Udo Markus Bentz hat die Wahl von Robert Prevost zum Papst als “Zeichen der Hoffnung” gewürdigt. Genau am 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa sei er gewählt worden, erklärte der Erzbischof am Donnerstagabend. Papst Leo XIV. baue in einer unfriedlichen Welt auf einen “entwaffnenden Frieden, der von Gott kommt”, wie der neue Papst auf dem Balkon des Petersdomes gesagt habe. Auch der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers bezeichnete den Friedensgruß des neugewählten Papstes “in einer Zeit täglicher Nachrichten von Krieg und Terror” als “zugleich tröstlich und programmatisch”.

Der Würzburger Bischof Franz Jung zeigte sich begeistert, über die “vielen guten Voraussetzungen”, die Prevost für das Papstamt mitbringe: “Er ist auf der einen Seite Amerikaner, auf der anderen Seite hat er südamerikanische Erfahrungen mit Peru. Er verbindet zwei Welten, die so konträr sind.” Auch der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl erklärte, er hoffe besonders, dass der neue Papst Brücken zwischen den unterschiedlichen Strömungen innerhalb der Kirche baue und dazu beitrage, Spaltungen zu überwinden.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger erklärte, er hoffe, dass der neue Papst innerkirchlich den von Franziskus begonnenen Weg von Dialog und Synodalität weitergehe. “Innerhalb der Kirche wird es darum gehen, unterschiedliche Positionen einzubinden.” Auch der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck begrüßte, dass Leo XIV. bereits in seinen ersten öffentlichen Worten nach seiner Wahl von einer synodalen Kirche gesprochen habe. Hiermit knüpfe der neue Papst an das an, was sein Vorgänger Franziskus angestoßen habe und was auch für die Kirche in Deutschland von großer Bedeutung sei, so Overbeck.

Das ist auch dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wichtig. Kardinal Robert Francis Prevost sei ein Mann der Mitte, “politisch versiert, international vernetzt und zudem bestens informiert über die katholische Kirche in Deutschland”, erklärte die Präsidentin des Laien-Dachverbands, Irme Stetter-Karp, am Donnerstagabend in Berlin. Papst Leo XIV. werde den Kurs von Papst Franziskus fortsetzen: “Der gewählte Name ist Programm. Leo XIII. gilt als Vater der katholischen Sozialethik. Robert Francis Prevost stellt sich in diese Tradition.”

Auch Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa zeigte sich zuversichtlich, dass der neue Papst die Soziallehre der Kirche für die heutige Zeit weiterentwickeln und dabei an das Erbe seines Vorgängers Franziskus anknüpfen wolle. Sie erinnerte zugleich an den Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs. 80 Jahre später habe die katholische Kirche mit Papst Leo XIV. einen neuen Bischof von Rom gewählt, der der Bewahrung des Friedens seine ganze Kraft schenken wolle.

Die Gruppe “Wir sind Kirche” äußerte den Wunsch, dass er den von Papst Franziskus begonnenen Weg der Erneuerung der Kirche tatkräftig fortsetzen werde – und dies im synodalen Geist, also auch gemeinsam mit nicht geweihten Menschen.

Mehr Gleichberechtigung in der Katholischen Kirche erhofft sich der Katholische Deutsche Frauenbund vom neu gewählten Papst Leo XIV. KDFB-Präsidentin Anja Karliczek sagte den Zeitungen der Mediengruppe Bayern am Donnerstag, sie hoffe auf eine entschlossene Fortsetzung des Reformkurses von Papst Franziskus. Sie erklärte: “Frauen müssen endlich in ihren Berufungen ernstgenommen werden. Deshalb hoffen wir, dass der kommende Papst die Öffnung des sakramentalen Diakonats für Frauen forciert.”

Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) erwartet von Papst Leo XIV., “die von Papst Franziskus angestoßenen Reformen aufzugreifen und konsequent die Lehre und Gesetze der Kirche zu reformieren”. Gregor Podschun erklärte in Altenberg, der BDKJ werde diesen Weg aufmerksam und kritisch begleiten – “als Stimme junger Menschen in einer Kirche, die nur dann Zukunft hat, wenn sie den Mut und die Kraft zur Veränderung aufbringt.”

Auch im benachbarten Ausland wurde die Nachricht von der Papstwahl mit “großer Freude” aufgenommen. Der selbst zuvor als möglicher Papstkandidat gehandelte Luxemburger Kardinal Jean-Claude Hollerich sagte: “Möge der Heilige Geist unseren neuen Hirten mit dem ganzen Volk Gottes auf seinem Weg leiten und ihm die Kraft geben, auf die Herausforderungen der Welt und der Kirche zu antworten.”

Der Jerusalemer Benediktinerabt Nikodemus Schnabel erklärte, was Franziskus mit großem Herzen aufgestoßen habe, werde nun von einem polyglotten US-Amerikaner mit europäischen Wurzeln fortgesetzt, so der Ordensmann. “Das ist wirklich ein global denkender Papst.” Das sei auch ein Zeichen, in einer Welt, in der Politiker immer stärker klein kariert und zynisch” dächten. Da komme ein Papst, dessen erste Worte deutlich machten, “wir brauchen keine Waffen, wir brauchen Frieden”.

Die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Katharina Ganz, würdigte die Friedensbotschaft des neuen Papstes gleich zu Beginn in seiner Ansprache. Papst Leo werde als Kosmopolit eine globale Perspektive haben, die so dringend gebraucht werde.

Der aus den USA stammende Kardinal Robert Francis Prevost ist der neue Papst und hat sich für den Namen Leo XIV. entschieden. Die 133 in der Sixtinischen Kapelle versammelten Kardinäle hatten ihn im vierten Wahlgang zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt. Der 69-Jährige ist der erste US-Amerikaner an der Spitze der katholischen Kirche. Zuletzt leitete er die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. Er ist Mitglied des Augustinerordens und war lange als Missionar in Peru tätig.