Zum 90. Geburtstag des Dalai Lama wirft Das Erste einen bewegenden Blick auf das außergewöhnliche Leben des tibetischen Religionsführers. Wie nur wenige steht er für Frieden, Mitgefühl und Menschlichkeit.
Am 6. Juli wird der Dalai Lama 90 Jahre alt. Mit seinem unermüdlichen Einsatz für Frieden und Menschenrechte gehört das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten zu den berühmtesten Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. Am 6. Juli, seinem Geburtstag, zeigt Das Erste ab 23.15 Uhr die Dokumentation “Dalai Lama – Schicksalsjahre eines Auserwählten” ausführlich den Lebens- und Leidensweg – eine filmische Würdigung jenes Mannes, der zum spirituellen Führer des tibetischen Buddhismus wurde und Menschen in aller Welt inspiriert.
In aufwendiger Fleißarbeit wurde viel Film- und Fotomaterial zusammengetragen. Die Doku spannt anschaulich einen geschichtlichen Bogen und erzählt, wie aus einem einfachen Bauernjungen im Alter von vier Jahren das spirituelle Oberhaupt der Tibeterinnen und Tibeter wurde. Aus Lhamo Döndrub wurde damals der 14. Dalai Lama, was soviel bedeutet wie “Ozean der Weisheit”. In Tibets Hauptstadt Lhasa ist Dalai Lama Tenzin Gyatso – so sein vollständiger Name – fortan ständig von einem Gefolge umgeben und hat Prüfungen zu bestehen. Seine Kindheit endet damit sehr früh.
Heute kennt fast jede und jeder seinen Namen. Dazu beigetragen hat auch der Hollywoodfilm “Sieben Jahre in Tibet” (1997) mit Brad Pitt in der Hauptrolle; seitdem weiß die westliche Welt vom Leben dieses “Auserwählten”. Als Botschafter von Frieden und Menschlichkeit reist der Dalai Lama unaufhörlich um den Globus.
Die Dreharbeiten erstreckten sich über vier Monate. Voraus ging laut Autorin Heike Bittner, die für die Redaktion “Religion und Gesellschaft” beim Mitteldeutschen Rundfunk arbeitet, eine aufwendige die Auswahl der Interviewpartner und -partnerinnen. Wichtig war der Filmemacherin, dass unterschiedliche Generationen und Perspektiven einfließen – von Menschen, die von persönlichen Begegnungen mit dem Dalai Lama erzählen oder ihn in seine Zeit einordnen können. Unter anderen äußern sich der langjährige TV-Journalist Franz Alt und der frühere Ministerpräsident von Hessen, CDU-Politiker Roland Koch.
Zu den internationalen Stimmen zählt der britische Autor Alexander Norman, der mehrere Monate an der Seite des geistlichen Oberhauptes verbrachte. Sein Buch “Dalai Lama. Ein außergewöhnliches Leben” verdeutlicht: Die Botschaft des Dalai Lama von Frieden und Mitgefühl findet Anklang bei Menschen aller Glaubensrichtungen.
Im Film eingestreut sind immer wieder dessen Appelle. Wie die ganze Doku werden sie angenehm von Schauspielerin Anna Thalbach gesprochen: “Jede schwierige Situation, die Du jetzt meisterst, bleibt Dir in Zukunft erspart.” Und: “Die Hoffnung auf Frieden hört niemals auf. Der Frieden beginnt in uns.”
Kurzweilig und umfassend blickt die interessante Dokumentation auf das Leben des Religionsoberhaupts und Friedensnobelpreisträgers von 1989. Das filmische Fazit: Dieser tibetische Mönch hat durch sein Wirken, seine Lehren und Weisheiten viele Menschen auch im Westen beeinflusst.
Trotz aller Leidenschaft für das Thema und dessen Umsetzung gibt es für Filmemacherin Bittner einen Wermutstropfen: “Ein persönliches Gespräch mit dem Dalai Lama war leider nicht möglich. Sein Gesundheitszustand ließ es nicht zu”, erklärt sie der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In Ostdeutschland seien der Buddhismus und die Persönlichkeit des Dalai Lama eher ein Nischenthema. Bittner sieht es deshalb als Vorteil, dass sie sich dem Dalai Lama ohne Vorbehalte, vorgefertigte Meinung oder eigene buddhistische Erfahrungen annähern konnte.
Für ihre Doku griff sie indes auf eine Menge Aussagen der Persönlichkeit zurück – und ließ sich von der Sicht anderer inspirieren. So hatte Bittner “am Ende der Arbeit das Gefühl, als hätte ich tatsächlich mit ihm persönlich gesprochen.” Genauso dürfte es dem Publikum nach dem kompakten 45-Minuten-Film ergehen.