Sie gelten als eine der religiösen Bewegungen, die den Menschenrechten zum Durchbruch verholfen haben: die englischen Quäker. Deren Gründer George Fox starb vor 325 Jahren, am 13. Januar 1691, in London. Geboren wurde er im Juli 1624 auf dem Land in Leicestershire. Mit zwölf Jahren ging er bei einem Schuster in die Lehre. Obwohl George keine Schulbildung genoss, hatte er lesen gelernt und in Lebenserinnerungen seinen Glaubensweg nachgezeichnet. Gerade 18 Jahre alt, hörte er „in seinem Herzen die Stimme Gottes“. Der junge Mann begann ein jahrelanges Wanderleben, suchte das religiöse Gespräch. Enttäuscht über die Antworten der Theologen gelangte er zu der Einsicht: „Das Studium in Oxford oder Cambridge genügt nicht, ein Diener Christi zu sein“.
Nach endlosen Selbst- und Glaubenszweifeln, äußeren Entbehrungen und inneren Kämpfen fand Fox zu der Harmonie einer extrem subjektiven Glaubenswelt. Der junge Handwerker wollte in der Bibel nicht mehr die Richtschnur erkennen. Wie bei Jesu Jordantaufe dünkte ihm, „eine Stimme vom Himmel“ rufe seinen Namen: die Vision seiner „neuen Geburt“ in einer Art persönlicher Geisttaufe, verbunden mit einem Missionsbefehl, der Fox nach Amerika und in verschiedene europäische Länder, darunter Deutschland, reisen ließ.
Im englischen Bürgerkrieg, der mit der Hinrichtung des Königs 1649 endete, erschütterte sozialpolitische Unruhe das religiöse Gemüt. Überall im Land erwartete man Christi Wiederkunft. Mitten in der Autoritätskrise verkündete Fox den nahenden „Tag des Herrn“ mit scharfen Ausfällen gegen die alte Ordnung von Kirche und Staat. Der Laienprediger und seine Anhänger verweigerten, einen Eid zu leisten, weil nach der Bergpredigt das ganze Leben ein Zeugnis der Wahrhaftigkeit sein solle. Den Kirchenzehnt lehnten die „Freunde der Wahrheit“ ab mit der Begründung, nicht die Geistlichen einer Staatskirche unterhalten zu wollen.
An einem Sonntagmorgen 1650 besuchte Fox die Kathedrale von Nottingham, um eine Predigt zur maßgeblichen Norm der Bibel zu unterbrechen mit dem Zwischenruf: „Nein, …es ist der Geist, aus dem die heiligen Propheten geredet und geschrieben haben.“ Wegen Gotteslästerung wurde er zu einer längeren Haft verurteilt. Die Richter verhöhnten ihn und seine Anhänger wegen ekstatischer Entrückungen während ihrer Andachten als „Quakers“, als „Zitterer“ – ein Spottname, der zum Namen der Bewegung wurde.
Weil der Rebellenführer Oliver Cromwell Soldaten im Feldzug gegen das monarchistische Schottland brauchte, wurde Fox die Freiheit angeboten. Doch der verweigerte den Dienst an der Waffe auch, als seine Haftbedingungen brutal erschwert wurden: Er wurde „in ein verlaustes, stinkendes Loch, tief in der Erde, ohne Bett, unter 30 Verbrecher gesteckt“. Das christlich motivierte Friedenszeugnis wurde zum Markenzeichen der Quäker-Bewegung.
Für seinen Glauben hat Fox mehr als 150 Mal vor Gericht gestanden und viele Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht. Mit ihm haben tausende Quäker, selbst Kinder, Misshandlungen und Haftstrafen erduldet. Zu fremd war in Europa ein Glaube, der den Alltag zu heiligen bemüht war – ohne Priester und Kirche, ohne Glaubensbekenntnis und Bibel als wichtigster Offenbarungsquelle, ohne Sakramente und Liturgie.
Die „Glorious Revolution“ gewährte den Abweichlern von der anglikanischen Staatskirche 1689 die Religionsfreiheit. Ausgenommen blieben im papstfeindlichen England die Katholiken, die später in der Quäkergründung Pennsylvania ihren Glauben ausüben konnten.
George Fox war von dem Glauben an das „innere Licht“ durchdrungen, das als Funke des Göttlichen in jedem Menschen schlummere und von dem Geist Christi entzündet werden könne. So tief waren die Quäker davon überzeugt, dass sie in der stillen Andacht ihrer Treffen geduldig auf die Eingebung des Geistes warteten, bis ein Mitglied seine religiöse Erfahrung mitteilte und sich ein Gespräch entspinnen konnte. Diese Vorstellung erklärt auch die intensiven Bemühungen der Quäker, die Erniedrigung und Diskriminierung von Individuen und Gruppen zu verhindern.
Der Glaube wurde zur Basis christlich begründeter Menschenrechte: Fox setzte in seiner Bewegung eine starke Rolle für Frauen durch, die auch predigten. Die Quäker wurden Pioniere bei der Beseitigung der Sklaverei. 1947 wurde die „Religious Society of Friends“, wie sich die Quäker formell nennen, für ihre „Quäker-Hilfe“ mit dem Friedensnobelpreis geadelt. KNA
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Den Alltag mit Werken heiligen
Quäker-Gründer George Fox war vom Glauben an den Funken des Göttlichen in jedem Menschen durchdrungen. Darum setzen sich die Quäker gegen Erniedrigung und Diskriminierung ein

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