Seit fast 60 Jahren bestehen enge Beziehungen zwischen der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und der Evangelischen Kirche am Rio de la Plata (IERP). Die IERP ist eine unierte Kirche in Argentinien, Uruguay und Paraguay. Das Treffen in diesem Jahr stand unter der Fragestellung: „Partnerschaft zwischen IERP und EKvW – (k)eine Zweckbeziehung?“
Für eine angeregte Diskussion unter den Teilnehmenden sorgte Enno Haaks, Generalsekretär des Gustav-Adolf-Werkes, gleich mit seinem Impulsvortrag „Partnerschaftsarbeit: mit der Welt in Kontakt – mit und ohne Geld“. Die Tatsache, dass in kirchlichen Partnerschaften zumeist Mittel aus den deutschen Kirchen an Kirchen im globalen Süden fließen, beschreibt er zunächst nüchtern als Arbeitsteilung: „Ich habe die Aufgabe, Geld zu sammeln. Die IERP hat die Aufgabe, sorgsam das Geld einzusetzen – zum Lobe Gottes und zum Segen der ihr anvertrauten Menschen.“
Bedeutung des Geldes in der Partnerschaft
Provozierend stellte Haaks schließlich die Frage: „Wenn aber nun wertvolle Ressourcen wegbrechen – gefährdet das die Partnerschaft? Geht es nicht doch oft genug nur ums Geld? Solange Geld da ist, geht es. Wird es weniger – was dann?“
Die finanziellen Unterstützungsleistungen sind allerdings nur ein Teilaspekt gelebter Partnerschaft zwischen den beiden Kirchen, wie der Austausch zeigt. Wichtiger sind persönliche Begegnungen, ehrlicher Austausch zu gemeinsamen Herausforderungen und der gemeinsame evangelische Glaube. Auch Haaks resümiert: „Wir brauchen einander. Wir brauchen Geschichten, um zu verstehen, wie andere leben und dass wir zusammengehören. […] In diesem Sinne ist die Partnerschaft der westfälischen Landeskirche mit der IERP lebendiger Ausdruck dafür, dass wir über Kontinente hinaus gemeinsam Zeugnis geben – und hoffentlich erreicht das eben auch die Basis der Kirche.“
Kirchenpartnerschaft als gemeinsames Wir
Annedore Venhaus, Pfarrerin der IERP, beschrieb in ihrem Vortrag das Wesen der kirchlichen Partnerschaft: „Wenn nicht eine dem anderen vorschreiben möchte, was er oder sie zu denken, zu tun oder zu lassen hat, sondern in der Begegnung mit den anderen ein gemeinsames ‚WIR‘ entstehen kann. So verstehe ich das, was wir als Kirchenpartnerschaft bezeichnen.“
Sie betonte, dass nicht eine gemeinsame Vergangenheit oder einseitige Abhängigkeiten von finanziellen Ressourcen Zweck der Partnerschaft sein können. Aufrichtiges Interesse aneinander und eine gegenseitige, gleichberechtigte Bereicherung durch das Teilen von Glauben, von Erfahrungen und Ressourcen stehen aus ihrer Sicht im Zentrum: „Wenn wir miteinander teilen, was wir haben, dann gewinnen wir alle.“

In der anschließenden Diskussion wird klar: In einer Welt, in der ökonomische Ressourcen ungleich verteilt sind, ist es nicht einfach gleichberechtigt zusammenzuarbeiten. Doch in der Kirchenpartnerschaft zwischen der EKvW und IERP liegt eine besondere Stärke im gegenseitigen Vertrauen. Auf dieser Basis werden Schwierigkeiten offen und ehrlich benannt und gemeinsam besprochen. Insbesondere die vielen persönlichen Beziehungen unter den Partnerschaftsaktiven tragen zu dieser Atmosphäre der Wertschätzung und Transparenz bei.
Gegenseitige Unterstützung
Beide Kirchen brauchen einander zur gegenseitigen Beratung und Unterstützung bei gemeinsamen Herausforderungen wie Finanzmanagement bei immer knapper werdenden Ressourcen, „Überalterung“ der Kirchen und Schwierigkeiten bei der Gewinnung von Nachwuchs (Pfarrerinnen und Pfarrer) sowie das Dasein als „kleine Kirche“ in einer pluralen Gesellschaft. Auch an den Themen Diversität, Frieden, politische Verantwortung und Klimagerechtigkeit soll zukünftig innerhalb der Kirchenpartnerschaft eng zusammengearbeitet werden.
Partnerschaft – (k)eine Zweckbeziehung?! Mit dem La Plata Forum 2023 vergewissern sich beide Kirchen: Der gemeinsame Glaube, persönliche Begegnungen und inhaltliche Zusammenarbeit an gemeinsamen Themen bilden das Wesen ihrer Partnerschaftsbeziehung.
• Seit 1964/65 gibt es die Kirchenpartnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und der Evangelischen Kirche am Rio de la Plata (IERP) in Argentinien, Uruguay und Paraguay. Die IERP zählt heute etwa 45 Gemeinden mit etwa 40 000 Mitgliedern in den drei Ländern am Rio de la Plata in Südamerika. Alle zwei Jahre treffen sich Aktive der Partnerschaft zum „Forum Rio de la Plata“, kurz La Plata-Forum.
Alle Vorträge, Präsentationen sowie die Ergebnisse der Gesprächsgruppen werden in einer Dokumentation zusammengestellt. Diese können im Ökumene-Dezernat der EKvW angefordert werden. Weitere Infos zur Kirchenpartnerschaft mit der IERP im Internet
• Annika Huneke ist Referentin im Oikos-Institut für die Kirchenpartnerschaften der EKvW in Europa und Amerika.