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CSD in Grevesmühlen: Demonstrationen verliefen friedlich

Rund 1.500 Menschen haben am Sonnabend nach Veranstalterangaben am ersten Christopher Street Day (CSD) in Grevesmühlen (Landkreis Nordwestmecklenburg) teilgenommen. Zu einer Konfrontation mit einer Gegendemo aus dem rechtsextremen Spektrum mit laut Polizei 350 Menschen kam es nicht, wie ein Polizeisprecher in Rostock dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte. Im Vorwege waren Ausschreitungen befürchtet worden, das Polizeiaufgebot war entsprechend hoch. Die Veranstaltungen verliefen aber weitestgehend friedlich.

Insgesamt waren fünf Demonstrationen für den Tag angemeldet. Die Polizei bezifferte die Teilnehmendenzahl beim CSD mit in der Spitze rund 1.000 Personen. Neben dem CSD-Umzug und der Gegendemo hätten noch 380 Menschen an drei kleineren Kundgebungen teilgenommen, die sich mit dem CSD und somit mit der queeren Community solidarisiert und sich zwischenzeitlich dem CSD-Aufzug angeschlossen hätten.

Die CSD-Veranstalter zeigten sich gegenüber dem epd zufrieden. „Es war genial, die Stimmung war super“, sagten Sebastian Hüller und Rachel Hanf vom Organisationsteam. Hüller hatte Anfang August öffentlich erklärt, dass Rechtsradikale ihn und sein Team online beleidigt hätten. Den Gegenwind hätten sie aber gut weggesteckt. Es gebe den Plan für weitere CSD-Umzüge in Grevesmühlen, voraussichtlich alle zwei Jahre im Wechsel mit Wismar, erklärte Hanf. 2026 wäre Wismar dran, 2027 würde Grevesmühlen den CSD wieder ausrichten.

Hüller hatte den CSD bei der Auftaktkundgebung um 14 Uhr auf dem Marktplatz mit den Worten eröffnet: „Wir treten gemeinsam für das Recht ein, zu lieben und zu leben, wie Mensch will.“ Anschließend zog der Umzug, der unter dem Motto „Unsere Liebe ist stärker als euer Hass!“ stand, bei lauter Musik und immer wieder kehrenden Regenschauern durch die Stadt und wieder zurück zum Marktplatz.

„Der CSD Grevesmühlen konnte ein starkes Signal senden: Wir lassen uns das Demonstrieren nicht nehmen – auch nicht auf dem Land“, sagte Hüller. „Wir fordern ein freies und selbstbestimmtes Leben für alle, gleich welcher sexuellen Orientierung und Identität.“ Artikel 3 des Grundgesetzes müsse „dringend um diese beiden Merkmale ergänzt werden“.

Im Laufe des Tages registrierte die Polizei mehrere Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, gegen das Vermummungsverbot und wegen Schutzbewaffnung. Außerdem seien zwei Strafverfahren wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen aufgenommen worden. So soll ein Anwohner den Hitlergruß gezeigt haben. Insgesamt seien rund 280 Poilizeikräfte im Einsatz gewesen.

Der CSD erinnert an einen Aufstand der Homosexuellen-Community im New Yorker Stadtteil Greenwich Village im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street, der am 28. Juni 1969 begann.

In dem von Hüller erwähnten Grundgesetz-Artikel heißt es, niemand dürfe „wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt“ werden; „wegen seiner Behinderung“ dürfe niemand „benachteiligt werden“.