Das sächsische Chemnitz ist am Samstag mit einem ganztägigen Festprogramm ins Kulturhauptstadtjahr gestartet. Ein Festakt in der Oper und ein Open-Air-Programm auf mehreren Bühnen eröffneten Europas Kulturhauptstadt Chemnitz 2025. Nach Ansicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird das europäische Kulturjahr den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Chemnitz werde „ein unübersehbares Signal aussenden“ und für ein positives Miteinander stehen, sagte er beim Festakt vor rund 700 geladenen Gästen.
Steinmeier betonte: „Wo sich die große demokratische Mitte unseres Landes Räume schafft, ist für Verächter der Demokratie kein Platz.“ Das Kulturhauptstadtjahr bringe Menschen zusammen, die sonst wenig Berührung miteinander hätten: „Genau das brauchen wir in dieser Zeit so dringend, um Neugier aufeinander und Vertrauen zueinander wiederzuentdecken.“
Um die Herausforderungen zu bewältigen, vor denen Deutschland und Europa stehen, brauche es eine „starke Gesellschaft, die sich selbst vertraut“, sagte Steinmeier. In Chemnitz gebe es „enorm viel zu entdecken an kultureller Vielfalt“. Die Stadt war 2018 nach rechtsextremistischen Ausschreitungen in die Schlagzeilen geraten.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) betonte, Kunst und Kultur könnten gerade in schwierigen Zeiten verbinden, mobilisieren und Identität schaffen. „Wenn Kultur der Herzschlag unserer Demokratie ist, dann schlägt das europäische Herz heute und in diesem Jahr in Chemnitz“, sagte sie.
Das Programm der Kulturhauptstadt unter dem Motto „C the Unseen“ schaffe eine breite Beteiligung, sagte Roth weiter. Chemnitz 2025 stehe für gemeinsame europäische Werte, für Demokratie, Respekt und Dialog. „Alle, die das infrage stellen, werden sehen, dass sie eine kleine Minderheit sind“, sagte Roth. Chemnitz ist nach West-Berlin, Weimar und Essen die vierte deutsche Kommune, die den Titel Europas Kulturhauptstadt trägt.
Parallel zu den Eröffnungsfeierlichkeiten fanden mehrere Demonstrationen statt, darunter eine der rechtsextremen „Freien Sachsen“ mit laut Polizei mehreren Hundert Teilnehmenden. Mehrere Gegendemonstrationen vereinten den Angaben zufolge ebenfalls mehrere Hundert Menschen. Am Morgen gab es für die Stadthalle eine anonyme Bombendrohung. Laut Polizei wurde der Anschluss des Telefons ermittelt, von dem aus die Drohung abgesetzt wurde.
Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) sagte: „Wir wollen eine neue Seite im Geschichtsbuch von Chemnitz aufschlagen.“ Das Motto „C the Unseen“ sei eine Entdeckungsreise, die viel Ungesehenes und Unentdecktes sichtbar machen wolle. Rund zwei Millionen Gäste erwartet Chemnitz in diesem Jahr.
Das Festprogramm am Samstag lud unter anderem zu Angeboten in die Stadthalle und zu mehreren Open-Air-Bühnen ein. Höhepunkt sollte am Abend eine Open-Air-Show am Karl-Marx-Monument sein. Zuvor war geplant, eine historische Dampflokomotive durch die Innenstadt zu ziehen. Die Aktion sollte an den einstigen Industriestandort erinnern.