Mit einer gemeinsamen Strategie und 111 Maßnahmen in verschiedenen Politikfeldern will die Bundesregierung mehr gegen Einsamkeit tun. Das Kabinett beschloss am Mittwoch in Berlin die von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) vorgelegte „Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit“. Ziele seien, die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen sowie die Forschung und Unterstützungsangebote für einsame Menschen auszubauen, heißt es in dem rund 30-seitigen Papier. Auch die Wartezeit auf Therapieplätze soll verringert werden.
Familienministerin Paus erklärte, Einsamkeit sei eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Mit ihrer Strategie breche die Regierung ein Tabu und setze ein Signal: Einsame Menschen sind nicht alleine.
Dem Strategiepapier zufolge haben im Verlauf der Corona-Pandemie vor allem junge Menschen Einsamkeitserfahrungen gemacht, während sonst die Werte bei Älteren am höchsten sind. Ein höheres Risiko haben auch alle Gruppen, die sozial, kulturell, gesundheitlich oder finanziell benachteiligt sind oder Menschen, die sich in einer Übergangsphase befinden. Der Zusammenhang zwischen Armut und Einsamkeit ist empirisch bewiesen.
Einsamkeit ist seit einigen Jahren auch international ein Thema. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) forderte 2021 mehr Forschung zu Ursachen und Folgen. Einsamkeit wirkt sich negativ auf die körperliche und seelische Gesundheit aus. Großbritannien hatte 2018 als erster Staat ein Ministerium für das Thema zuständig gemacht.
Das Bundesfamilienministerium fördert einige der in der Strategie aufgeführten Projekte sowie das „Kompetenznetz Einsamkeit (KNE)“, das der Politik Erkenntnisse aus Wissenschaft und Sozialarbeit zur Verfügung stellt. An der Strategie gegen Einsamkeit haben sieben Ministerien mitgewirkt. Mit dem Plan setzen SPD, Grüne und FDP eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag um.