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Bündnis “Gemeinsam gegen Armut in Stuttgart” gegründet

Mit Blick auf die Kommunalwahlen am 9. Juni hat sich das „Bündnis “Gemeinsam gegen Armut in Stuttgart„ in der ältesten Vesperkirche Deutschlands, der Leonhardskirche, gegründet. “Wir möchten als Bündnis das Thema Armut in Stuttgart sichtbar machen, über Menschen, Schicksale und ihre Lebenssituationen sprechen und zeigen, was getan werden kann, um Armut zu bekämpfen”, sagte Julia Friedrich, Regionsgeschäftsführerin vom DGB Baden-Württemberg bei der Gründung des Bündnisses am Montag. Ziel sei, sich in den Kommunalwahlkampf einzumischen, und Parteien, die in Stuttgart kandidieren, mit den Forderungen des Bündnisses zu konfrontieren. Aber auch über die Wahlen im Juni hinaus bleibe das Bündnis bestehen.

In einem Positionspapier fordert das Bündnis unter anderem das Schaffen von bezahlbarem Wohnraum. Wegen der hohen Lebenshaltungskosten in der Landeshauptstadt müsste das Bürgergeld mit seinen bundesweit einheitlichen Regelsätzen durch eine kommunale Großstadtzulage ergänzt werden. Außerdem brauche es bessere Betreuungs-, und Pflegeangebote, damit vor allem Frauen ein auskömmliches Einkommen haben. Ein kommunales Arbeitsmarktprogramm könnte vielen Langzeitarbeitslosen eine Teilhabe an Arbeit und gesellschaftlichem Leben ermöglichen.

Pfarrerin Gabriele Ehrmann von der Vesperkirche Stuttgart sagte, im vergangenen Jahr habe das Team der Vesperkirche eine Zunahme an Armut, aber auch an Einsamkeit wahrgenommen. Es kämen mehr ältere Menschen aber auch Familien zum Essen in die Vesperkirche – vor allem am Ende des Monats, wenn ihnen das Geld ausgehe.

Die Stuttgarter Wirtschafts- und Sozialpfarrerin Kathinka Kaden sagte, es sei geltendes Recht, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Diese Haltung müsse vor allem gegenüber Armutsbetroffenen und Armutsgefährdeten zum Ausdruck kommen, wenn diese als nicht arbeitswillig oder als den Staat ausnützend verleumdet würden. Es sei „unwürdig und unanständig“, wenn so nach unten getreten würde.

An dem Bündnis beteiligen sich die Vesperkirche Stuttgart, das Sozialunternehmen Neue Arbeit, die Straßen-Universität Stuttgart, die Schwäbische Tafel Stuttgart e.V., der Deutsche Gewerkschaftsbund Stadtverband Stuttgart (DGB), der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (kda), die katholische Betriebsseelsorge Stuttgart, das Beratungszentrum Basis, sowie der Erwerbslosenausschuss ver.di Bezirk Stuttgart.

In der Landeshauptstadt leben laut Bündnis 8,9 Prozent der Menschen in Armut, rund 15 Prozent sind armutsgefährdet. Jeder fünfte Einwohner in Stuttgart muss mehr als 40 Prozent des verfügbaren Einkommens für Miete ausgeben. Im Dezember 2023 lebten über 15.000 Kinder in Stuttgart in Haushalten mit Bezug von Bürgergeld. (0427/26.02.2024)