Angesichts des Erstarkens der AfD will sich in Brandenburg ein Bündnis aus Verbänden und Persönlichkeiten für den Erhalt der Demokratie einsetzen. „Es gibt Kräfte in unserem Land, die aktiv die Zersetzung unserer Demokratie planen“, heißt es in einem am Dienstag in Potsdam vorgestellten Aufruf des Bündnisses. „Es ist an der Zeit, der bisher oft schweigenden Mehrheit eine Stimme zu geben“, begründen die rund 110 Organisationen und 190 Erstunterzeichner die Neuauflage der Initiative „Brandenburg zeigt Haltung“.
Das Bündnis will lokale Demokratie-Initiativen stärken und vernetzen. Die Mitglieder fordern dazu auf, sich über die Internetseite www.brandenburg-zeigt-haltung.de an der Aktion zu beteiligen. Damit soll nach der ersten Aktion von 2022 gegen eine Spaltung der Gesellschaft durch die Anti-Corona-Proteste erneut zu gemeinsamem Handeln aufgefordert werden. In Familie, Freundeskreis, am Arbeitsplatz, im Sportverein und an allen Orten des gesellschaftlichen Zusammenlebens müsse Nein zu Hass gesagt und das Gespräch gesucht werden.
Die ehemalige Leiterin des Brandenburger Verfassungsschutzes, Winfriede Schreiber, sagte, es sei entscheidend, vor Ort Mut zu machen: „Die wirkliche Musik der Demokratie spielt in der Gemeinde.“ Vor dem Hintergrund zahlreicher Aufrufe gegen die AfD betonte sie: „Haltung ist gut, noch besser ist, etwas tun.“
Herausforderungen durch Kriege, Klimawandel und Migration erforderten Veränderungsbereitschaft und sorgten für Verunsicherung. Das nutzten antidemokratische und rechtsextreme Kräfte bewusst aus, heißt es in dem Aufruf. Sie böten vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme.
Zu den Mitgliedern des Bündnisses gehören unter anderen Kirchen, Gewerkschaften, Sport- und Tourismusverbände, Stiftungen und wissenschaftliche Einrichtungen. Der Berliner Bischof Christian Stäblein bezeichnete Demokratie anlässlich der Vorstellung des Aufrufs als „hohes Gut“, dessen Wert bewusst werde, wenn es in Gefahr ist: „Es ist wichtig, dass wir jetzt zusammenstehen, nicht wegsehen, Haltung zeigen.“
Die wissenschaftliche Vorständin des Helmholtz-Zentrums Potsdam, Susanne Buiter, begründete die Beteiligung ihrer Einrichtung mit der Notwendigkeit einer offenen, diversen und internationalen Gesellschaft für Forschung und Alltag. Der ehemalige Potsdamer Bürgermeister Jann Jakobs (SPD), sagte, wer die Grundwerte der offenen und demokratischen Gesellschaft infrage stelle und angreife, stelle sich gegen alle: „Überlassen wir unser Land nicht den Extremisten und Populisten.“