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Bischof Krämer: Kunst muss kritisch sein

Es tue der Kirche gut, wenn ihr von Künstlern “der Spiegel vorgehalten wird”, sagt der Bischof von Rottenburg. Kunst dürfe sich auch nicht politisch instrumentalisieren lassen, warnte Krämer beim “Aschermittwoch der Künstler”.

Nach Ansicht des Rottenburger Bischofs Klaus Krämer muss Kunst kritisch sein – auch gegenüber der Kirche. “Es ist ein Wesensmerkmal von guter Kunst, auch kritisch zu sein gegenüber jedermann – auch gegenüber Kirche, Glaube und Religion”, sagte Krämer am Mittwoch in Stuttgart und fügte hinzu: “Das müssen wir aushalten als Kirche und es tut uns gut, wenn uns immer wieder auch der Spiegel vorgehalten wird – und dieses Aushalten-Müssen gilt für alle Teile unserer Gesellschaft!”

Kunst könne soziale Milieus überschreiten und Menschen zusammenzuführen, die sich sonst nur wenig zu sagen hätten, sagte der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart in seiner Predigt zum “Aschermittwoch der Künstler” laut Manuskript. “Kunst kann so eine kritische Zeitgenossin sein, die nicht immer bequem und gefällig auftritt, aber doch zu denken gibt – gerade dort, wo sie aneckt.”

Darum könne es “ein Neutralitätsgebot für die Kunst nicht geben”, betonte Krämer. Dies werde “zu Unrecht von denen eingefordert, die sich in ihren Positionen hinterfragt und kritisiert sehen”. Solche Kräfte wollten “lieber Freiheitsräume beschneiden und öffentliche Mittel für unbequeme Positionen streichen”. Das aber wäre “ein Umbau unserer Gesellschaft, den wir nicht einfach so hinnehmen können”, betonte Krämer. “Gute und authentische Kunst wird sich niemals für politische Interessen instrumentalisieren lassen”, sagte der 61-jährige Bischof, ohne konkreter zu werden.

Die Verfassung garantiere die Religionsfreiheit und auch die Kunstfreiheit aus gutem Grund. Der Mensch brauche geschützte Räume, in denen er sich frei entfalten könne. Dazu gehöre aber immer auch “der Respekt vor dem Anderen und der Respekt vor dem Anders-Sein des Anderen”. Diese Kultur der Freiheit mache den innersten Kern der freiheitlichen-demokratischen Rechts- und Gesellschaftsordnung aus. “Sie zu schützen und zu verteidigen haben wir allen Grund – und leider auch Anlass genug”, sagte Krämer.

Kunst müsse “zweckfrei bleiben, um das leisten zu können, was nur gute Kunst vermag: den Blick zu öffnen für eine neue Sicht auf die Wirklichkeit”. In Kunst und Religion stecke eine “visionäre Kraft”, weil beide auf den Sinn der menschlichen Existenz verwiesen, sagte Krämer. “Diese Dimension der Kunst kommt gerade in unserer Zeit, in der viele Menschen die Hoffnung zu verlieren scheinen, eine ganz besondere Bedeutung zu.”