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Bischof Adomeit: Sprechen über Glauben muss neu gelernt werden

Die Menschen in der Kirche müssen nach Ansicht des Oldenburger Bischofs Thomas Adomeit wieder neu lernen, über ihren Glauben zu sprechen. „Es scheint leichter zu sein, über die eigene sexuelle Orientierung zu sprechen als über den Glauben“, sagte er am Freitag am Rande der in Rastede bei Oldenburg tagenden Synode seiner Kirche dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der thematische Schwerpunkt des Synodentages trug die Überschrift „Lauter Glauben“.

Adomeit betonte, beim Sprechen über den Glauben gehe es auch um Formen, ihn anderen Menschen nahezubringen: „Wir erleben einen Paradigmenwechsel: Junge Menschen beschäftigen andere Themen als ältere – und sie nutzen andere Kanäle, um sich darüber auszutauschen.“ Während der Corona-Zeit seien Gottesdienste einfach nur abgefilmt worden, „und wir haben gedacht: Nun sind wir digital“.

Um Jugendliche besser zu erreichen, plädierte Adomeit für eine weitere Digitalisierung der kirchlichen Medienarbeit. „Wir können uns nicht leisten, dieses Feld liegenzulassen“, unterstrich er. Vor allem die sozialen Medien hätten „gewaltiges Potenzial“, diese Zielgruppe zu erreichen. Ein Video mit einer 20-minütigen Predigt sei dafür aber kein geeigneter Inhalt, „wenn wir wissen, dass bei TikTok schon nach drei Sekunden entschieden wird, ob weitergescrollt wird“, erläuterte Adomeit.

Junge Menschen fragten nicht nach dem ewigen Leben, erläuterte Adomeit. „Ihnen geht es um Solidarität, Klimaschutz und Gemeinschaft.“ Gerade letzteres Thema habe für Jugendliche in der Corona-Zeit wieder massiv an Bedeutung gewonnen. Ältere Menschen bewege dagegen eher, wie sie würdevoll altern können. Beide Generationen dürften der Kirche nicht verloren gehen.

„Wir müssen die sozialen Medien, Podcasts und weiter Angebote nutzen, um als Kirche auf konkrete Lebensfragen antworten zu können“, sagte Adomeit: „Wir müssen uns fragen, was heute die entscheidenden Werte sind und wie wir als Kirche auf welchen Wegen darauf reagieren können.“

Die Tagung der Synode endet am Sonnabend. Zur oldenburgischen Kirche zählen 107 Gemeinden zwischen der Nordseeinsel Wangerooge und den Dammer Bergen. Ihr gehören knapp 350.000 Mitglieder an.