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Bischöfe zum Jahreswechsel: Demokratie schützen, Glauben stärken

Nachdenkliche Töne haben die Predigten in den bayerischen Bischofskirchen zu Silvester und Neujahr geprägt. Was die Bischöfe besorgt macht und was sie den Gläubigen ans Herz legen.

Mit Gottesdiensten haben die Christinnen und Christen in Bayern den Jahreswechsel gefeiert. Die Bischöfe beider großer Kirchen riefen zum Einsatz für Demokratie und zur Vertiefung des Glaubens auf. In ihren Predigten zeigten sie sich zugleich besorgt über aktuelle Entwicklungen in Gesellschaft und Kirche.

Der katholische Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte, er gehe “mit großer Sorge in das kommende Jahr”. Er verwies auf die Kriege “vor unserer Haustüre”, aber auch die Gefahr, die von autoritärem Denken, Populismus und Verschwörungstheorien für die Demokratie ausgehe. Um sich den Herausforderungen mit Zuversicht zu stellen, bräuchten Christinnen und Christen Stärke aus dem Glauben.

Der evangelische bayerische Landesbischof Christian Kopp kritisierte das Wiederaufkommen nationalistischen Denkens in politischen Auseinandersetzungen um Migration und abgehängte Personen. Nationalismus sei aber “keine Erfindung Gottes”, sondern von Menschen. Die Liebe Gottes gelte jedem Menschen, “wie auch immer jemand aussieht, wie sie spricht, wie er denkt”.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte: “Wir brauchen einen Klimawandel im Umgang miteinander. Setzen wir das Reizklima des Rechthabenmüssens aus! Laufen wir nicht immer gleich heiß!”

Der Bamberger Weihbischof Herwig Gössl sagte: “Wir müssen uns daran erinnern, dass unser Leben endlich ist, weil sich dadurch manches relativiert, was sich sonst als ungeheuer wichtig in unser Leben drängt.” Eine solche Einstellung könne davor bewahren, überzuschnappen und überheblich zu werden. Das Leben auf der Erde werde bescheidener und begrenzter werden müssen, sonst seien die ökologischen und wirtschaftlichen Herausforderungen nicht zu meistern.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke sagte, das Jahr 2023 habe die Kirche in Deutschland mit großen Umbrüchen konfrontiert, “die uns besorgt machen”. Bsonders schmerzlich empfunden werde in seinem Bistum der Rückgang an Ressourcen. Es gelte, einen Weg der Erneuerung einzuschlagen. Dabei werde es immer wieder Streit und auch Ablehnung und Abneigung geben. Diese dürften aber nicht die bestimmenden Faktoren bleiben.

Der Würzburger Bischof Franz Jung ermunterte die Gläubigen, im eigenen Leben “Sternstunden” der Erfüllung wertzuschätzen. “Manchmal wird sichtbar und erfahrbar, was wir ersehnt haben.” Diese Momente gäben Mut, “weiterzugehen und nicht stehen zu bleiben”.

Der Passauer Bischof Stefan Oster sagte: “Die Kirche ist kein spirituelles Wohlfühlkaufhaus, in dem ich mir so ein wenig raussuchen kann, was meinen Bedürfnissen nützt.” Die Freude in der Kirche werde in dem Maße wachsen, wie die Gläubigen ihre Beziehung zu Jesus vertieften. Dabei sei auch Umkehrbereitschaft gefragt.