Für den Bildhauer und Künstler der Düsseldorfer Rosenmontags-Wagen, Jaques Tilly, sind seine Motive und Skulpturen politischer geworden. Seine Arbeiten seien in den 1980er und 90er Jahren noch „weichgespült“ gewesen, sagte Tilly am Montag dem WDR-„Morgenecho“. Doch seitdem die Wagen erst zu Rosenmontag mit der Aufstellung für den Düsseldorfer Zug öffentlich gezeigt würden, „ist es viel härter und politischer geworden“. „Seitdem wir die Geheimhaltung haben, können wir eigentlich machen, was wir wollen“, bilanzierte Tilly, der seit rund 40 Jahren unter anderem politische Wagen mit seinem Team gestaltet. „Beschwerden werden nach Aschermittwoch in Empfang genommen.“
Porträtierte Persönlichkeiten ihre Darstellung auf den Düsseldorfer Wagen auch überregional wahrnehmen und reagieren, erklärte Tilly. Geert Wilders, rechtspopulistischer Politiker aus den Niederlanden, sei „sehr sauer“ über einen Wagen gewesen. Auch Greta Thunberg und die SPD-Führung hätten sich bei ihm gemeldet. „Es ist nicht so, dass die Leute das nicht sehen würden, die kriegen das schon und mit, und ab und zu habe ich eben Reaktionen“, bilanzierte der Wagenbauer.
Über die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die während ihrer Amtszeit häufig von Tilly thematisiert wurde, sagte der Künstler: „Angela Merkel war sehr schmerzfrei. Ich glaube, die hat den Karneval gar nicht verstanden.“ Dass sie karnevalsaffin sei, könne man von einer Protestantin aus der Uckermark nicht gerade sagen.
Zu Karneval würden die positiven Seiten des Lebens gefeiert, sagte Tilly. Doch der Karneval im Rheinland sei immer politisch gewesen, das gehöre einfach zur „DNA des rheinischen Karnevals“. Die politische Lage müsse im Karneval nicht ausgeklammert und könne durch die humoristische Brille betrachtet werden. In den zurückliegenden Jahrzehnten habe sich die Gesellschaft stark liberalisiert, sagte Tilly. „Heute können Wagen fahren, da wäre ich in den 80er Jahren geteert und gefedert worden.“ Die Humorbereitschaft und auch die Grenzen des Humors seien sehr viel weiter als noch vor 30 Jahren. Das begrüße er sehr.
Einen besonderen Zeitdruck gebe in diesem Jahr durch die vorgezogene Bundestagswahl, erklärte der Bildhauer. Motive mit bundespolitischem Bezug und den Kanzlerkandidaten könnten erst mit Wahlausgang entstehen. „Aber mein Team ist kampferprobt, die kenn das, und wir sind ja jetzt darauf eingestellt.“