Es ist viel los im Familienzentrum in Norderstedt. Kinder spielen im Garten, Frauen und Mütter sitzen zusammen, trinken Kaffee, essen Kuchen. Später üben sie gemeinsam Deutsch. Jeden Mittwochvormittag öffnet das sogenannte Begegnungscafé von 10 bis 12 Uhr seine Türen für Frauen mit Migrationserfahrung. „Uns ist es wichtig, dass die Frauen einen Ort haben, wo sie hinkommen und sich vernetzen können“, sagt Stefanie Bühler, Leitung des Familienzentrums Mitte/Harksheide, das unter der Trägerschaft des evangelischen Kita-Werks Hamburg-West/Südholstein steht.
Das Begegnungscafé ist Teil von „MiMa“, einem Mitmachprojekt für Frauen mit Zuwanderungsgeschichte. Anfang des Jahres ist dieses Projekt an den Start gegangen, gefördert wird es unter anderem von der Deutschen Fernsehlotterie. „Geflüchteten Frauen kann es schwerer fallen, Schritte in die Gesellschaft zu gehen, die auch nicht immer so offen ist. Deshalb versuchen wir, eine Brücke zu schlagen“, erklärt Bühler.
Viele Frauen, die in Geflüchtetenunterkünften in Norderstedt leben, kommen regelmäßig zum Begegnungscafé. Einige von ihnen sind auch im sogenannten Planungsteam von „MiMa“ involviert. Gemeinsam mit Projektleiterin Shariban Reimers besprechen sie, welche Schwierigkeiten sie im Alltag begleiten und wie Lösungen gefunden werden könnten. Aus diesem Prozess sei unter anderem ein Angebot zum Thema Sport und Frauengesundheit entstanden: Einmal wöchentlich bietet das Familienzentrum jetzt eine Möglichkeit zum gemeinsamen Bewegen für Frauen und Kinder bis 5 Jahren. „Auf längere Sicht sollen noch weitere Aktivitäten dazukommen“, sagt Stefanie Bühler.
Auch Hayat Rooble Ahmed ist Teil des Planungsteams. Sie lebt seit sieben Jahren in Norderstedt, seit rund zwei Monaten nutzt sie die Angebote von „MiMa“ und kommt regelmäßig zum Begegnungscafé. „Ich habe hier eine gute Zeit, treffe mich mit Freundinnen. Es ist toll, dass ich die Kinder mitbringen kann, wenn die Kita zu ist. Sie haben immer viel Spaß hier“, erzählt die Mutter von zwei Töchtern.
„Die Grundhaltung bei den Frauen in unserem Begegnungscafé ist ziemlich positiv, es herrscht auch große Aufbruchsstimmung“, erzählt Bühler. Die Möglichkeit, selbst am Planungsteam teilzuhaben und selbst zu entscheiden, was gebraucht wird, habe dazu beigetragen. „Ich spüre immer mehr Gestaltungsdrang, die Frauen sind richtig beflügelt.“ Das sei auch notwendig: „Wir haben so viel Bedarf in unserer Gesellschaft. Gerade wenn es um Frauen mit Fluchtgeschichte geht, kennt die Masse oft nur einen ganz bestimmten Blick von außen.“
Viele der Frauen, die regelmäßig mit ihren Kindern in das Begegnungscafé kommen, leben schon längere Zeit in Norderstedt, hätten aber noch keinen Sprachkurs absolvieren können, weil sie sich zum Beispiel zu Hause um die Kinder kümmern. „Für Männer mit Fluchterfahrung braucht es Räume wie das ‘MiMa’ auch. Ich glaube aber, dass manche Dinge für Männer trotzdem einfacher sind, etwa schneller einen Sprachkurs zu machen“, erklärte Bühler.
Deshalb sei das gemeinsame Deutsch-Üben im Begegnungscafé auch so beliebt. „Es ist gut, dass wir hier alle ein bisschen Deutsch üben können“, sagt Khadija Bootaan. Seit drei Monaten komme sie regelmäßig in das Begegnungscafé. In Norderstedt lebe sie seit 9 Jahren. „So fällt es mir leichter, in der Kita oder der Schule meiner Kinder Fragen zu stellen, zum Beispiel.“ Außerdem komme sie auch gerne, um mit ihrer jüngsten Tochter freitags Sport zu machen.
„Uns ist es wichtig, dass wir den Frauen hier nichts überstülpen“, erzählt Stefanie Bühler. Trotzdem würden nicht nur die Sprache, sondern auch Traditionen, wie zum Beispiel das Eiersuchen an Ostern im Begegnungscafé thematisiert. „Es ist auch wichtig, dass Familien diese Traditionen kennenlernen, einfach damit sie wissen, wo diese herkommen. Wir zwingen niemanden, etwas anzunehmen.“ Aber auch das gehöre zum Brückenbauen dazu: „Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen. Aber nicht, wenn wir uns einfach passiv hinsetzen.“