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Bayern: Weniger Asylsuchende, mehr Ausreisen

Die Asylzahlen in Bayern gehen deutlich zurück. Im ersten Halbjahr 2025 registrierte der Freistaat rund 6.800 Asylanträge – knapp 60 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2024, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Donnerstag in München. Zudem habe es 28 Prozent mehr Rückführungen und 34 Prozent mehr freiwillige Ausreisen gegeben. Diese Effekte seien vor allem auf die verstärkten Grenzkontrollen, die Bezahlkarte und die Beschleunigung von Asylverfahren zurückzuführen.

Bayern habe erfolgreich eine „Migrationswende“ eingeleitet, sagte Söder. Das Motto laute, weniger Asylsuchende ins Land zu lassen und mehr rückzuführen: „Weniger rein – mehr raus“. Für 2025 gelte bislang: „Es haben mehr Menschen Bayern verlassen, als nach Bayern gekommen sind.“

Bis Ende Juni erreichten laut Innenministerium nur noch rund 6.700 Neuankömmlinge den Freistaat. Im ersten Halbjahr 2024 hatten knapp 15.700 Menschen Asyl beantragt, im Jahr davor 17.600. Die Zahl der ukrainischen Neuankömmlinge ging heuer um 62 Prozent zurück.

Bis Ende Juni gab es knapp 7.600 freiwillige Ausreisen und knapp 1.800 Abschiebungen. Laut dem Präsidenten des Landesamts für Asyl und Rückführungen, Axel Ströhlein, waren von den Abgeschobenen 38 Prozent Straftäter.

Bestimmte Maßnahmen müssten nun verstetigt und vereinheitlicht werden, forderte Söder. Für das Plus bei den freiwilligen Ausreisen sei die Einführung der Bezahlkarte „ausschlaggebend“ gewesen. Er forderte, diese bundesweit und flächendeckend einzuführen und ihre Umgehung, etwa durch die Hilfe von Nichtregierungsorganisationen, gesetzlich zu verhindern: „Ein löchriges System bringt nichts.“

Dank der bayerischen Grenzpolizei sei die Zahl der Schleuserfälle um 60 Prozent zurückgegangen, die der Wiedereinreisen um 40 Prozent. Zudem gebe es in Bayern besonders harte Strafen für Schleuser, was das Signal aussende: „In Bayern wird man schneller geschnappt und länger verknackt“, so Söder. Die Dauer der Asylverfahren sank von 17 auf 7 Monate.

Laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU) waren in bayerischen Unterkünften Ende Juni noch 128.000 Menschen untergebracht, im Vergleich zu 138.000 im Vorjahr. Für das zweite Halbjahr 2025 werde kein Zuwachs an Plätzen gebraucht. Versucht werde nun, den Bezug der teuersten Objekte „rasch zu beenden“.

Kritik kam vom Bayerischen Flüchtlingsrat. Von einer „Migrationswende“ könne keine Rede sein: „Was wir erleben, ist eine Wende hin zu populistischer Stimmungsmache, rechtlichen Grauzonen und einem gefährlichen Abbau rechtsstaatlicher Prinzipien“, hieß es in einer Mitteilung.

Die sinkenden Asylzahlen stünden in keinem nachweisbaren Zusammenhang mit der Bezahlkarte und ihrer angeblich abschreckenden Wirkung, so der Flüchtlingsrat. Die verstärkten Grenzkontrollen führten zu rechtswidrigen Zurückweisungen. Im Beratungsalltag sei täglich zu erleben, „wie sich die autoritärer werdende Abschottungspolitik zunehmend auswirkt“. Dabei müsse doch „zivilisatorischer Grundkonsens“ sein: „Menschen, die Schutz suchen, müssen geschützt werden.“

Die Integration in Bayern ist laut Herrmann auf einem guten Weg. 75,5 Prozent der Menschen mit Migrationshintergrund seien erwerbstätig, im Bundesschnitt lediglich 69,6 Prozent. Bis Ende Juni seien in Bayern 9,3 Prozent der Ausländer arbeitslos gewesen, im Bund hingegen 15,3 Prozent. (2526/31.07.2025)