Das „Bayerische Bündnis für Toleranz, Demokratie und Menschenwürde“ blickt auf sein 20-jähriges Bestehen zurück. Am 3. Juni 2005 war das Bündnis unter Federführung der bayerischen evangelischen Landeskirche und des katholischen Erzbistums München und Freising ins Leben gerufen worden. Weitere Gründungsmitglieder waren die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern, der Deutsche Gewerkschaftsbund und das bayerische Innenministerium. Die Partner aus Kirchen, Staat, Wirtschaft und Gesellschaft wollten einer zunehmenden Tendenz zu Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in der Gesellschaft „geschlossen und entschieden“ entgegentreten, wie es der Initiator des Bündnisses und damalige bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich formulierte.
Inzwischen gehören dem Bündnis 100 bayerische Organisationen aus den unterschiedlichsten Bereichen an: der Bauernverband ist dabei, Caritas und Diakonie, der Landtag und mehrere Staatsministerien. Zuletzt traten im Mai die Jugend des Deutschen Beamtenbundes in Bayern, die Landesverbände des Katholischen Frauenbundes und der Katholischen Elternschaft, der Verein Lichterkette sowie die „PrOut@Work-Foundation“ ein, die sich für Chancengleichheit von LGBTQ-Personen am Arbeitsplatz starkmacht.
Das Bündnis Toleranz zog zwei Jahre nach seiner Gründung 2007 in die Büroräume im EBZ Bad Alexandersbad (Landkreis Wunsiedel) um und die Projektstelle gegen Rechtsextremismus wurde geschaffen. Von dort aus wird bis heute eine Netzwerkarbeit geleistet, um die Zivilgesellschaft in ihrem Widerstand gegen Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus zu stärken und gleichzeitig das Bewusstsein für demokratische Werte und Toleranz zu schärfen. So zeigte das Bündnis gemeinsam mit dem Bayerischen Fußball-Verband am Spielfeldrand mit großformatigen Transparenten Flagge gegen Rechtsextremismus oder schaltete Zeitungsanzeigen, um junge Menschen zur Beteiligung an Bundestagswahlen zu motivieren.
2014 fand der „unfreiwillige“ Spendenlauf in Wunsiedel statt, bei dem die gelaufenen Kilometer eines Rudolf-Heß-Gedenkmarsches in Spenden von Sponsoren für ein Neonazi-Aussteigerprogramm umgewandelt wurden. 2017 gab es eine bayernweite Aktion „Maibäume der Toleranz“. 2023 nahm die Antidiskriminierungsstelle „Füreinander in Oberfranken“ ihre Arbeit auf, die zwei Beratungsstellen in Bamberg und Hof unterhält. 2024 gründete sich die Fachstelle Demokratie und Partizipation, 2024 und 2025 stellte das Bündnis zwei Video- und Social-Media-Kampagnen mit den Hashtags #zeitfuerdemokratie und #zuwertvollfuerhass vor. Seit 2008 bietet das „Wunsiedler Forum“ alljährlich eine Plattform für Kommunen und Initiativen, um sich über Strategien gegen Neonazis und Fremdenfeindlichkeit auszutauschen.
Für seine Arbeit wurde das Bündnis mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Toleranzpreis der Evangelischen Akademie Tutzing (2012) und mit dem Wilhelm-Högner-Preis (2013) der Bayerischen SPD-Landtagsfraktion.
Viele Jahre war der Politikwissenschaftler Martin Becher Geschäftsführer. Ihn hat inzwischen Philipp Hildmann abgelöst. Er sagte am Dienstag beim Festakt zum 20-jährigen Bestehen des Bündnisses, „unsere Aufgabe ist heute dringender denn je“. Demokratie und die Wahrung der Menschenwürde stünden wie nie seit Gründung der Bundesrepublik unter Druck. Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus seien auch in Bayern auf dem Vormarsch. „Unser Auftrag, dieser unheiligen Allianz etwas Substantielles entgegenzusetzen, besteht ungebrochen.“ (1831/03.06.2025)