Der Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, rechnet in diesem Jahr im Norden mit einer Apfelernte auf Rekordniveau. Dennoch lohne sich der Anbau von Obst für Landwirte immer weniger, sagte Lucht dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Diese Kulturen sind gekennzeichnet von einer hohen Arbeitsintensität, oftmals komplett Handarbeit, und einem damit einhergehenden Pflegeaufwand der Kulturen.“
In den vergangenen Jahren sei es immer schwieriger geworden, Erntehelfer für die Pflege- und Pflückarbeit zu finden. „Durch die aktuellen Entwicklungen im Bereich Mindestlohn wird der Ausbau eines solchen Betriebszweiges für Bäuerinnen und Bauern in Schleswig-Holstein zudem nicht mehr rentabel.“ Vielmehr dächten vor allem kleinere Betriebe intensiv darüber nach, etwa die gesamte Kirschenproduktion einzustellen, sagte Lucht. Im Vergleich zu den anderen Bundesländern ist die Erntemenge an Kirschen schon jetzt in Schleswig-Holstein verschwindend gering.
Der Verbandspräsident geht künftig auch von einem abnehmenden Erdbeeranbau in Schleswig-Holstein aus. „Die Qualitäten der diesjährigen Erdbeerernte sind sehr gut gewesen. Das langanhaltend trockene und sonnige Erntefenster hat zu einem normalen Ernteverlauf beigetragen.“ Wenig bis gar keine Frostschäden hätten die Erdbeerpflanzen vital und gesund wachsen lassen. Der Mindestlohn führe aber dazu, dass deutsche Erdbeeren, genau wie anderes Obst, immer teurer werden. „Die Konkurrenzfähigkeit mit günstigeren Erdbeeren aus dem europäischen Ausland wird zunehmend schlechter“, erklärte Lucht.
Auch die Preislage auf den internationalen Getreidemärkten bezeichnete Lucht als „katastrophal“. Die zurzeit erzielbaren Preise seien viel zu niedrig. „Unsere Bäuerinnen und Bauern in Schleswig-Holstein können im Ackerbau nicht kostendeckend produzieren. Stark gestiegene Preise für Betriebsmittel und zahlreiche bürokratische Hürden schwächen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Landwirtschaft.“ Er wünsche sich weitere „beherzte Schritte der Politik, überflüssige Bürokratie noch intensiver abzubauen“.