Benzoylecgoninmethylester – bekannt als Kokain – wird aus Cocablättern gewonnen. Das weiße Pulver gilt als stark stimulierende, verbotene Droge. Die Zahl der Patienten, die deswegen in Behandlung sind, nimmt zu.
In Bayern sind laut dem Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung immer mehr Menschen wegen Kokainmissbrauchs in ärztlicher Behandlung. Demnach gab es 2019 landesweit 2.310 behandelte Patientinnen und Patienten, 2023 waren es 4.150. Bundesweit lag die Anzahl im Jahr 2023 bei rund 65.000 Patienten, wie die Krankenkasse am Montag in München mitteilte. Die meisten Betroffenen seien in Nordrhein-Westfalen mit 15.280 behandelt worden, gefolgt von Niedersachsen mit 7.760.
Der Barmer Landesgeschäftsführer in Bayern, Alfred Kindshofer, sprach von Besorgnis erregenden Zahlen. Das wahre Ausmaß dürfte seiner Ansicht nach noch viel größer sein, da sich nur ein Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung befindet. Auch die aktuelle bundesweite Kriminalstatistik zeige, dass die Zahl der Kokaindelikte seit 2023 um gut 27 Prozent gestiegen sei und damit einen neuen Höchststand erreicht habe.
Wie aus dem BARMER-Atlas weiter hervorgeht, waren im vergangenen Jahr deutschlandweit rund 50.700 Patienten und 14.700 Patientinnen wegen Kokainkonsums in Behandlung. In Bayern seien 3.090 Männer und 1.060 Frauen medizinisch versorgt worden. Besonders häufig seien im Freistaat Männer zwischen 20 und 39 Jahren betroffen (2.080).
“Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt”, so Kindshofer. Deshalb werde es häufig als Leistungsdroge bezeichnet. Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sähen -sei es im Beruf oder im Privatleben.
In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel hingegen nur eine untergeordnete Rolle, so der Barmer-Chef. Jüngere Menschen hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Hier sei der Konsum von Cannabis eher verbreitet. Bei älteren Menschen stünden der Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Vordergrund.