Die Barenboim-Said-Akademie ist ein besonderes Projekt. Studierende aus dem Nahen und Mittleren Osten treffen in Berlin aufeinander. Am Ende des Studiums sollen sie ihr Können weitertragen – auch in Flüchtlingscamps.
Die Barenboim-Said-Akademie in Berlin will ihre Musikstudierenden aus dem Nahen und Mittleren Osten auch fit für schwierige Einsätze im Krisengebiet machen. “Wir wollen unsere Absolventen in die Lage versetzen, in der Heimat etwa in einem Flüchtlingslager oder in anderen Kontexten und unter herausfordernden Bedingungen zu arbeiten”, sagte Rektorin Regula Rapp im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) und fügte hinzu: “Uns braucht es jetzt wirklich, und ich denke, wir werden aus dieser furchtbaren Kriegssituation auch lernen. Wir glauben weiter an den Klang der Utopie.”
Im Vordergrund stehe dabei die Musik und deren Qualität. “Wir wollen denkende, kluge, gebildete Musikerinnen und Musiker ausbilden”, sagte Rapp. Daher sei die Musikhochschule, an der Israelis, Palästinenser, Iraner und weitere Nationen zusammenkommen, nicht vordergründig ein Ort des interreligiösen Dialogs, sondern des gemeinsamen Musizierens. Auch wenn Religion ebenso wie der Nahost-Konflikt immer Themen seien.
Die Barenboim-Said-Akademie ist eine Weiterentwicklung des weltbekannten West-Eastern Divan Orchestra. Dieses hatten der Dirigent Daniel Barenboim und der Literaturkritiker Edward W. Said 1999 in Weimar gegründet, um junge arabische und israelische Musikerinnen und Musiker zusammenzubringen. Die Akademie-Gründung folgte 2015, die Eröffnung 2016. An der Hochschule können Musikerinnen und Musikern aus dem Nahen Osten, Nordafrika und der ganzen Welt eine Konservatoriums-Ausbildung absolvieren, die ein intensives Musikstudium mit humanistischer Grundbildung verbindet.
“Qualität ist nie elitär, und danach streben wir”, so Rapp weiter. Die Bedingungen für das Erlernen eines Instruments seien sehr unterschiedlich, und die Herkunftsfamilie spiele an dieser Stelle eine entscheidende Rolle. “Es ist nach wie vor herzzerreißend, mit was für qualitativ minderwertigen Instrumenten die Studierenden teils zu uns kommen”, erzählte Rapp. Auch aus diesem Grund gebe es an der Hochschule ein Vorbereitungsjahr, das ausschließlich für Studierende aus dem Nahen Osten gedacht ist. “Damit hoffen wir die Ungleichheit ein Stück weit aufzufangen”, so Rapp.