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Auswertung zeigt Fehler der Bundesregierung in Afghanistan

Nicht nur militärisch war Deutschland bis 2021 in Afghanistan präsent. Zahlreiche Projekte hatten den Anspruch, die Lebensbedingungen im Land zu verbessern. Das sei zeitweise durchaus gelungen, zeigt eine Untersuchung.

Deutschlands Engagement in Afghanistan hat nach einer Studie durchaus positive Wirkungen gehabt – zumindest zeitweise. Deutsche Projekte für den Aufbau einer Demokratie am Hindukusch seien gescheitert; die Lebensbedingungen der Menschen konnten hingegen zeitweise deutlich verbessert werden, wie das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) am Donnerstag in Bonn mitteilte.

Projekte von Entwicklungsministerium, Auswärtigem Amt und dem Innenministerium hätten das Leben der afghanischen Bevölkerung bis zum Abzug 2021 positiv mitgeprägt, heißt es. Dazu zählten der Zugang zu Wasser, Energie, Gesundheitsversorgung und Bildung auch für Frauen und Mädchen. Es sei jedoch nicht gelungen, der Bevölkerung in Afghanistan durch strukturelle Staats- und Wirtschaftsreformen langfristig eine Perspektive jenseits von Armut, Flucht, Migration und Extremismus zu bieten.

“Das gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft angestrebte Ziel, einen demokratisch legitimierten Rechtsstaat in Afghanistan aufzubauen, wurde klar verfehlt”, sagte DEval-Direktor Jörg Faust. “Dieses Ziel war überambitioniert für ein von Gewaltkonflikten geprägtes Umfeld.” Er attestiert den beteiligten Akteuren in Deutschland und weltweit auch mangelnde Koordination und fehlende Lernprozesse. In ähnlichen Situationen müsse die Bundesregierung ihre eigenen Kräfte künftig realistischer einschätzen.

Die Auswertung ist Teil einer Gesamtevaluation des Engagements von Entwicklungsministerium, Auswärtigem Amt und Innenministerium in Afghanistan von 2013 bis 2021. Daran beteiligt waren neben dem DEval die Deutsche Hochschule der Polizei und ein Konsortium unter der Führung der GFA Consulting Group GmbH.