Im Altonaer Museum ist von Mittwoch (27. September) an die Sonderausstellung „glauben und glauben lassen – Eine Ausstellung über Freiheiten und Grenzen“ zu sehen. Vor dem besonderen Hintergrund der Geschichte Altonas wird das Thema Religionsfreiheit vom 17. Jahrhundert bis heute gezeigt. „Es geht um den Menschen, den persönlichen Glauben und das Miteinander“, sagte Kuratorin Lea von Piotrowski vor der Eröffnung. Neben schriftlichen Zeugnissen und plastischen Überresten von Kirchen und Synagogen werden vor allem persönliche Geschichten ausgestellt. Die Schau läuft bis zum 15. Juli 2024.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen 56 Video-Interviews. Via Bildschirmen berichten Hamburgerinnen und Hamburger mit 20 verschiedenen religiösen Hintergründen über ihren Glauben und die Bedeutung der Glaubensfreiheit in ihrem persönlichen Alltag. Die Ausstellung soll damit zur Diskussion über Herausforderungen über das gesellschaftliche Miteinander anregen. „Kontakt zu anderen Religionen baut auch Vorurteile ab“, sagte Mit-Projektkoordinatorin Jacqueline Malchow.
„Es ist schwer, Religionsfreiheit zusammenzufassen“, sagte Heike Roegler, die gemeinsam mit Malchow und Eva Martens das Projekt koordinierte. Es gehe um Mensch sein, um Toleranz und Akzeptanz. „Religionsfreiheit ist kein abgeschlossener Prozess und wird auch nie einer sein.“ Deswegen sei es wichtig, mehr Sichtbarkeit auf das Thema zu lenken. Die Ausstellung sei ein „Denkanstoß“, dem weitere Projekte folgen werden, kündigte Roegler an. So seien bereits verschiedene Workshops zu Poetry Slam, Kalligrafie oder Sketch Notes geplant. Zudem soll es kostenlose Exkursionen sowie Führungen für Schulklassen geben.
„Glauben und glauben lassen“ ist die Wiederaufnahme der Ausstellung „Glaubensfreiheit“ aus dem Jahr 2020, die einen Tag vor Eröffnung wegen Corona abgesagt werden musste. Heute sei das Thema aktueller denn je. „Corona hat die Religionsfreiheit eingeschränkt und damit auch den Blick auf die Glaubensfreiheit verändert“, sagte Anja Dauschek, Direktorin des Altonaer Museums. Umso größer sei die Freude, die Ausstellung jetzt noch persönlicher und aktiver eröffnen zu können.
Glaubensfreiheit hat in Altona seit 1601 Tradition. Die einst selbstständige Stadt Altona setzte Ende des 16. Jahrhunderts einen Kontrapunkt zum benachbarten Hamburg, das nur den lutherischen Glauben zuließ. Mennoniten, Reformierte, Juden und Katholiken erhielten damals in Altona das Recht, ihren Glauben zu leben – auch wenn sie dieses immer wieder mit den Landesherren aushandeln mussten. Die beiden Straßen „Große Freiheit“ und „Kleine Freiheit“, die bis 1938 zu Altona gehörten, zeugen mit ihren Namen von dieser Geschichte.