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Auch Kirchenvertreter sind bei der Grünen Woche im Einsatz

Erst demonstrieren in der Hauptstadt die Bauern, dann beginnt die Grüne Woche – Kirchenvertreter reagieren schnell und zeitgemäß.

Seit über einer Woche halten demonstrierende Bauern die Bundesrepublik in Atem: Sind die Proteste der Landwirte, die viele Straßen und Verbindungswege versperrten, gerechtfertigt? Werden die Bauern von rechten Ideologen unterwandert?

Kirchenvertreter sahen den Protesten, die am Montag in Berlin mit einer Traktoren-Sternfahrt ihren Höhepunkt fanden, nicht unbeteiligt zu, sondern ergriffen das Wort. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, etwa postete auf der Plattform X, es sei “unsere gemeinsame Pflicht, für eine gerechte und nachhaltige Zukunft zu sorgen, dabei aber Gewalt und Radikalismus entschieden abzulehnen”.

Wenn die Bauern aus der Hauptstadt verschwunden sind, spielen aber Landwirtschaft und Ernährung in Berlin in den kommenden Tagen weiterhin eine große Rolle, vermutlich aber ohne Hupen und Motorendröhnen: Ab Freitag bis zum 28. Januar öffnet die Internationale Grüne Woche ihre Tore – und auch hier beackern Kirchenvertreter aktuelle Themen mit.

Der Katholische Deutsche Frauenbund und die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) werden dabei sein, wenn 1.400 Aussteller aus 61 Ländern in den Hallen der Messe Berlin neue Trends rund um gesunde Ernährung und ökologische Nachhaltigkeit präsentieren.

Die Katholische Landvolkbewegung (KLB) und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) haben – weil Ökumene und Ökologie kein Widerspruch sind – einen gemeinsamen Stand auf dem Erlebnisbauernhof in der Halle 3.2. Dort suchen Ehren- und hauptamtlich Mitarbeitende aus dem ganzen Bundesgebiet mit Besuchern der Grünen Woche das Gespräch zur Thematik von Kirche in ländlichen Räumen, sagte die EKD-Beauftragte für Schöpfungsverantwortung, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, auf Anfrage. Die KLB wird dabei ihre Kampagne zur Artenvielfalt “Achtung: Leben! Vielfältig und großartig” vorstellen. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema “Ländliche Familienberatung”.

Der für ökologische Fragen zuständige Bischof der katholischen Bischofskonferenz, Weihbischof Rolf Lohmann aus Münster, wird die Grüne Woche selbst besuchen. Er sieht eine enge Verzahnung von christlicher Spiritualität und ökologischem Bewusstsein. “Nachhaltigkeit und Ökologie sind für uns aus unserem Glauben heraus zentral. Es ist Gottes Schöpfung, die wir bewahren müssen”, erläuterte er auf Anfrage. Angesichts der dramatischen Nachrichten über die Erderwärmung und über “planetare Kipppunkte” sei nachhaltiges Handeln auch dringend nötig.

Dabei geht durch beide Kirchen auf mehreren Ebenen immer stärker ein grüner Ruck. Beim Thema Ernährung, so Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt, gebe es schon viel Veränderung, was die Verpflegung in kirchlichen Tagungshäusern oder bei Gemeindefesten betreffe. Vielfach werde dabei auf regionale und ökologische Produkte und nicht selten auch auf weniger Fleisch oder rein vegetarische Bewirtung gesetzt. Beschaffung, Gebäude, Mobilität seien weitere wichtige Bereiche, in denen man bereits tätig sei.

Auch in der katholischen Kirche hat man die Zeichen der Zeit erkannt: Immer mehr achte man auf den Einkauf von regionalen und ökologisch erzeugten Lebensmitteln, betonte Weihbischof Lohmann; außerdem engagiere man sich in Initiativen wie “Wir kaufen anders”, “Zukunft einkaufen” oder “Faire Gemeinde”. Bei der Verpachtung von Kirchenland werde “verstärkt auf eine nachhaltige Bewirtschaftung geachtet”.