Am Aschermittwoch beginnt für Christen die 40-tägige Fastenzeit vor Ostern. Es geht um einen anderen Lebensstil, um mehr Zeit für sich selbst und um das Gespräch mit Gott. Antworten auf wichtige Fragen zur Fasten- und Bußzeit.
Lange galt Fasten als unmodern. Was hat sich geändert?
Selbst bei Katholiken galt die Fastenzeit über Jahrzehnte als überholt. Im Zuge der Debatten über die ökologische Krise und einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil hat das Fasten aber in vielen Kreisen eine neue Attraktivität gewonnen – allerdings meist ohne eine religiöse Komponente. Viele versprechen sich vom Fasten neben dem Gewichtsverlust auch Glücksgefühle, eine Reinigung von Körper, Geist und Seele, geschärfte Sinne und mehr Energie.

Gibt es dafür eine spezielle Phase des Jahres?
Jeder kann selbst entscheiden, wann er seine eigene Fastenkur durchführt. Vor allem der Januar hat sich aber zuletzt als neue Fastenzeit etabliert, in der manche Bürger die guten Vorsätze vom Jahreswechsel umzusetzen versuchen. Die Gesundheitstrends “Dry January” und “Veganuary” werden mit jedem Jahr bekannter. Beim Dry January verzichten manche vier Wochen auf Alkohol, während sie beim veganen Januar auf vegane Ernährung umsteigen. In Deutschland wurde die Kampagne erstmals 2023 vom Bundesgesundheitsministerium sowie von der Techniker Krankenkasse offiziell mitgefördert.
Warum gibt es für Christen eine Fastenzeit vor Ostern?
Die christliche Fastenzeit ist eher spirituell begründet. Durch eine Zeit der Buße und Besinnung sollen sich Christen auf die zentralen Ereignisse ihres Glaubens vorbereiten – die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu an Ostern. Ähnliches galt früher in der katholischen Kirche für den Advent, der als Buß- und Fastenzeit vor dem Weihnachtsfest begangen wurde. Erste Hinweise auf eine christliche Fastenzeit gab es im zweiten Jahrhundert. Bis zum Anfang des fünften Jahrhunderts setzte sich flächendeckend eine 40-tägige Fastenzeit vor Ostern durch.
Wie sollen sich Christen auf Ostern vorbereiten?
Die Regeln sind in den vergangenen Jahrzehnten weniger streng geworden. Seit dem fünften Jahrhundert rückte der Verzicht auf Nahrungsmittel in den Mittelpunkt. An den Wochentagen der Fastenzeit durfte man bis zur Reform der Fastenpraxis durch Papst Paul VI. 1966 nur einmal am Tag eine volle Mahlzeit zu sich nehmen und musste sich am Morgen und Abend mit einer kleinen Stärkung begnügen.
An den “Fast- und Abstinenztagen”, also an allen Freitagen der Fastenzeit, am Aschermittwoch und am Karfreitag, war zudem Fleischgenuss verboten. Außerdem galt die Fastenzeit als “geschlossene Zeit”, in der feierliche Hochzeiten, Feste und Tanz verboten waren. Heute gelten noch Aschermittwoch und Karfreitag als Tage, an denen das Fasten und die Abstinenz von Fleischspeisen für Katholiken verpflichtend sind. Die Sonntage sind immer von Fastengeboten ausgenommen, daher zählt man auch nur 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern.
Wie ernst und streng wurden die Fastengebote früher genommen?
Für Zuwiderhandlungen gegen die Fastengebote wurden im Mittelalter strenge Strafen angedroht und oft auch verhängt: Von Stockschlägen über Einsperren bei Wasser und Brot bis zum Ausreißen der Zähne reichte das Spektrum.
Gab es trotzdem Versuche, die strengen Gebote zu umgehen?
Im Mittelalter gab es durchaus originelle Versuche, die strengen Fastenvorschriften auszuhebeln. Weil Fisch erlaubt war, bereicherte in Klöstern etwa ein saftiges Bibersteak den Fastenspeisezettel. Schließlich ernähre sich der Biber doch weitestgehend von Fisch und halte sich auch oft im Wasser auf, so die Argumentation. Auch das nahrhafte und kalorienreiche Fastenbier verdankt seinem Ursprung der Fastenzeit. “Trinken bricht das Fasten nicht”, hieß eine klösterliche Regel.
Gibt es auch andere Formen, die Fastenzeit zu begehen?
Die katholischen deutschen Bischöfe sehen den Sinn der Fastenzeit darin, sich selbst und seinen Lebensstil “so zu ändern, dass durch Besinnung und Gebet, heilsamen Verzicht und neue Sorge füreinander Christus wieder mehr Raum” im Leben gewinnen kann. Bistümer, Gemeinden und Verbände sind kreativ geworden, wenn es um die Gestaltung der 40 Tage geht: Es gibt spirituelle Angebote, Autofasten, Plastik-Fasten oder gemeinschaftlichen Verzicht auf WhatsApp, Tiktok, Instagram und Co. Die zentrale Fastenaktion der katholischen Kirche wird in jedem Jahr vom Entwicklungshilfswerk Misereor organisiert, das zu Spenden für Entwicklungsländer und zu einem Überdenken des eigenen Lebensstils aufruft.
Ist die Fastenzeit auf die katholische Kirche beschränkt?
Fasten ist fester Bestandteil aller Weltreligionen und nicht nur ein katholisches Phänomen. Auch in der evangelischen Kirche gibt es die Passionszeit mit zahlreichen Angeboten, etwa der jährlichen Fastenaktion “Sieben Wochen ohne”. Die Angehörigen der Ostkirchen befolgen vier Fastenzeiten im Kirchenjahr, die viel strenger gelebt werden als die Fastenzeit vor Ostern in der katholischen Kirche. Der Islam kennt den Fastenmonat Ramadan, der in diesem Jahr vom 28. Februar bis 30. März dauert, also in großen Teilen parallel zur christlichen Fastenzeit liegt.

Wie zeigt sich die Fastenzeit im kirchlichen Alltag?
Die Fastenzeit beginnt mit dem Aschermittwoch und endet mit dem Karsamstag, also dem Tag vor Ostern. Sie dauert 40 Tage; denn die Sonntage werden nicht mitgezählt, da an ihnen nicht gefastet werden muss. Schon farblich schlägt sich die besondere Zeit in den katholischen Gottesdiensten nieder. Die vorherrschende liturgische Farbe ist das Lila – und das steht bei Farbpsychologen wegen seiner Mischung aus dem kostbaren Purpurrot und einem eher kalten, schweren Blau für das Geistige, für den starken Kontrast zu allem Körperlichen. In den Gottesdiensten entfallen das “Gloria” und das “Halleluja”. Ab dem Palmsonntag werden die Kreuze verhüllt.