Panama ist für Andrea Meenken ein Glücksfall. Hier hat sie ihren Mann „wiedergefunden“ , hier lebt sie mit ihrer Familie und hier hat sie in der neu eröffneten Station der Deutschen Seemannsmission genau den Job gefunden, den sie gesucht hat. Und vielleicht gäbe es ohne Andrea Meenken diese Station heute auch gar nicht.
Doch von Beginn an. Andrea Meenken, 44, ist Sozialarbeiterin mit interkulturellem Schwerpunkt. Sie stammt aus Ostfriesland und hat durch ein Praktikum im Kirchenkreis Emden vor mehr als 20 Jahren die Deutsche Seemannsmission kennengelernt. Ein Jahr lang war sie später im Duckdalben, im internationalen Seemannsclub in Hamburg Waltershof. „Hier habe ich ein Jahr lang die Welt bereist, ohne den Hamburger Hafen zu verlassen“, sagt Meenken.
Aufbau der Seemannsmission in Panama dringend nötig
Damals hat ihre Liebe zur Seemannsmission angefangen. Sie schrieb sogar ihre Diplomarbeit zum Teil auf einem Containerschiff. Und auch ihren Mann hat sie so zum ersten Mal getroffen, er spazierte eines Tages in den Duckdalben. 2018 trafen sie sich zufällig in Panama wieder, seinem Heimatland, wo er heute Kapitän eines Schleppers auf dem Kanal ist. Andrea Meenken, die zu der Zeit im Öffentlichen Dienst tätig war, machte 2020 ein Sabbatical in Panama, um das Land kennenzulernen – dann kam der Lockdown und sie blieb.
Schnell wurde ihr klar, dass Panama ein Ort ist, an dem die Deutsche Seemannsmission tätig werden muss. „Es ist ein Land mit zwei Küsten und auf der Pazifikseite zwischen Mexiko und Feuerland gibt es nichts, das mit Seemannsmission zu tun hat“, betont Meenken. Überlegungen, dort eine Station aufzubauen, gab es bereits. Andrea Meenken, die während des Lockdowns schwanger wurde und sich für eine Zukunft in Panama entschied, bekam den Job, als die DSM 2022 ihre Arbeit vor Ort aufnahm.
Zusammenarbeit mit der britischen “Mission to seafarers”
„Das ist gar nicht so einfach. Man kann hier nicht einfach losgehen und anfangen. Es braucht viele Genehmigungen. Genehmigungen, die die Briten bereits hatten. So entstand die Idee zur Zusammenarbeit“, erklärt die Sozialarbeiterin. Offizieller Auftakt mit der „Mission to seafarers“ war im März 2023, als DSM-Generalsekretär Matthias Ristau die Station bei einem Besuch eröffnete.
Andrea Meenken besucht Schiffe, spricht mit Seeleuten, geht für sie einkaufen. In der vergangenen Woche war sie an Bord eines Schiffes, wo einer der Seeleute bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam. Hier war sie als Gesprächspartnerin gefragt. Vor Kurzem konnte sie das erste Mal Seeleute zum Einkaufen fahren – ein großer Erfolg, denn Landgang ist nach Corona immer noch eine Seltenheit.
Derzeit ankern viele Schiffe vor dem 80 Kilometer langen Kanal, da er durch zu wenig Regen zu flach für die Durchfahrt ist. Zu diesen Schiffen, die zum Teil wochenlang dort warten, haben Meenken und ihr britischer Kollege bislang noch gar keinen Zugang. „Das ist eine Zielgruppe, der wir uns künftig noch mehr widmen wollen“, so Meenken. Die 44-Jährige ist der Kirche eng verbunden, auch wenn ihr kirchlicher Background in Panama nicht mehr entscheidend ist. „Wir sind nicht zum Missionieren hier. Aber im Glauben Christi, in der Botschaft Gottes sind wir für die Seeleute da.“
Derzeit noch viel Aufbauarbeit
Besondere Panama-Probleme sind für Andrea Meenken die Hitze und der Verkehr. „Ich muss sehr genau die Zeiten im Blick haben, wenn ich zu einem der Häfen fahre. Wenn ich im falschen Moment losfahre, brauche ich unter Umständen drei Stunden für eine Strecke, die bei normalem Verkehr nur eine halbe Stunde dauert.“ Und auch der Drogenhandel ist ein bedeutsames Thema.
Andrea Meenken hofft, dass sie und ihr Kollege ihre Arbeit bald ausweiten können. Im Moment machen sie noch nicht so viele Schiffsbesuche, da noch viel Aufbauarbeit nötig ist. Doch schon jetzt hat sie das Gefühl, am richtigen Ort zu sein. „Wenn das, was hier passiert ist, mit meinem Leben in den letzten Jahren, keine göttliche Fügung ist – meinen Mann treffen, mein Kind bekommen, die Station der Deutschen Seemannsmission – dann weiß ich auch nicht“, sagt Andrea Meenken. Ihren Sohn haben sie und ihr Mann übrigens Noah getauft, nach dem ersten Seefahrer in der Bibel.